NEUTRAUBLING (dpa-AFX) - Die Serie der Gewinnwarnungen deutscher Unternehmen setzt sich fort: Der Abfüll- und Verpackungsanlagenhersteller Krones kappt wegen einer überraschend schlechten Gewinnentwicklung im ersten Halbjahr seine Erwartungen an 2019. An der Börse rutsche die Aktie am frühen Morgen auf den tiefsten Stand seit gut sechs Jahren - zuletzt stand noch ein Minus von über 17 Prozent auf der Kurstafel.

Zwar sei am Markt bereits eine leichte Kürzung der Prognose erwartet worden, doch nicht in diesem Umfang, sagte ein Händler am frühen Morgen. Damit reiht sich Krones in die Liste der Unternehmen ein, die ihre Ergebniserwartungen zurückgenommen haben. Erst kürzlich hatte der Chemiekonzern BASF die Märkte mit einer Gewinnwarnung schockiert und die Sorgen um die sich abschwächende Konjunktur weiter befeuert. Am Vorabend hatte zudem Maschinenbauer Aumann die Prognose gekappt.

Bei Krones ist bereits seit längerem der Wurm drin: Nach einem starken Jahr 2017, in dem das Unternehmen auch von Zukäufen profitierte, begann der Motor zu stottern. Auch im vergangenen Jahr musste der Konzern seine Prognose eindampfen. Auch die Mittelfristziele wurden bereits nach hinten verschoben und Bandbreiten bei den Prognosen eingeführt. Krones macht hier vor allem die wirtschaftlichen und politischen Unwägbarkeiten verantwortlich. Der US-chinesische Handelsstreit etwa, das Thema Brexit und die Diskussion um die Zukunft der Kunststoffflasche verunsicherten Kunden und Lieferanten, sagte ein Sprecher.

Das alles hat entsprechende Wirkung auf den Aktienkurs: Vom im Juni 2018 erreichten Hoch bei knapp 123 Euro hat die Krones-Aktie inklusive der aktuellen Verluste mehr als die Hälfte an Wert eingebüßt. Im vergangenen Jahr musste das Papier vom Mittelwerteindex MDax denn auch in den Index der kleineren Werte SDax absteigen.

Krones stellt nun für das Gesamtjahr nur noch eine Vorsteuermarge von drei Prozent in Aussicht - und damit die Hälfte des bisher Erwarteten. Beim Umsatz rechnet das Unternehmen aber weiterhin mit einem Plus von drei Prozent. "Während das Umsatzwachstum von Krones im ersten Halbjahr 2019 zufriedenstellend war, wird das Ergebnis vor Steuern (EBT) für diesen Zeitraum deutlich unter den Erwartungen von Krones liegen", hieß es in der Mitteilung weiter.

Der Anlagenbauer ächzt vor allem unter hohen Materialkosten und hat bereits zusätzliche Maßnahmen ergriffen, um diese zu senken. So wurden etwa Lieferketten in China und Ungarn aufgebaut. Doch die eingeleiteten Schritte wirken nach Unternehmensangaben nur mit Verzögerung. Auch die bislang getroffenen Entscheidungen wie zum Beispiel Preiserhöhungen reichten aktuell nicht aus, um die angestrebten Ergebnisziele nachhaltig zu erreichen. Zudem erwies sich die Hoffnung als irrig, dass die schwächere Konjunktur in wichtigen anderen Industrien 2019 zu einer leichten Entspannung beim Anstieg der Materialkosten führen könnte.

Krones macht für seine Probleme auch den Produktmix verantwortlich, der sich ungünstig auf das Ergebnis für Januar bis Juni 2019 ausgewirkt habe. Besonders im zweiten Quartal 2019 sei der Umsatz von Produkten mit hoher eigener Wertschöpfung, wie beispielsweise Maschinen und Anlagen der Kunststofftechnik, niedriger als erwartet gewesen.

Analystin Nika Zimmermann von der Deutschen Bank bezeichnete das halbierte Margen-Ziel als schlechte Nachricht. Ihrer Meinung nach dürften nun auch die Markterwartungen, die bislang dem ursprünglichen Unternehmenszielen entsprochen hätten, ebenfalls um die Hälfte sinken. Auch die Schätzungen für die beiden kommenden Jahre dürften nach unten revidiert werden.

Die Experten vom Analysehaus CFRA sehen vorerst noch kein Licht am Horizont für Krones: Analyst Firdaus Ibrahim senkte sein Kursziel auf 50 Euro und rechnet mit einem anhaltend schwierigen operativen Umfeld, welches die Entwicklung des Unternehmens weiter belasten werde. Auch die mittelfristigen Ziele erschienen zunehmend ambitioniert, so der Experte.

An diesen hält der Konzern aber weiterhin fest. So soll der Umsatz je nach gesamtwirtschaftlicher Lage und Entwicklung an den Märkten des Unternehmens ohne Übernahmen jährlich um zwischen drei bis fünf Prozent zulegen. Bei der EBT-Marge werden sechs bis acht Prozent angepeilt. Das Unternehmen verweist aber darauf, dass der Krones-Vorstand zurzeit an weiteren - nicht näher genannten - strukturellen Veränderungen arbeite, mit der die Ertragskraft nachhaltig gestärkt werden solle.

Die ausführlichen Zahlen für das zweite Halbjahr will Krones am 25. Juli vorlegen./tav/he/bek/nas/stk