Zürich (awp) - Die Aktie von Kühne+Nagel ist zu Wochenbeginn der grosse Verlierer unter den hiesigen Blue Chips. Der Logistikkonzern hat mit den am Morgen vorgelegten Zahlen die Erwartungen der Analystengemeinde bezüglich Gewinnentwicklung verfehlt. Nachdem sich der Titel im bisherigen Jahresverlauf vergleichsweise stark entwickelte und Anfang Oktober ein Allzeithoch erreichte, werden nun Gewinne mitgenommen.

Kühne+Nagel büssen gegen 10.30 Uhr bei klar überdurchschnittlichem Volumen 4,0% auf 170,40 CHF ein. Das vor wenigen Tagen erreichte Jahreshoch liegt bei 181,40 CHF. Der am SPI gemessene Gesamtmarkt steht derweil kaum verändert (-0,12%).

Der Analystentenor fällt grosso modo zwar positiv aus. Bei der Margenentwicklung hatten die Experten allerdings mit einem besseren Abschneiden von Kühne+Nagel gerechnet. Insgesamt wird aber betont, dass die Innerschweizer diesbezüglich weiterhin zu den Branchenführern zählen.

Die seit 2016 stark gestiegenen Frachtraten im See- sowie Luftfrachtgeschäft machen der Branche zu schaffen. Logistikdienstleister wie Kühne+Nagel müssen den Reedern und Airlines mehr für den Transport bezahlen und können diese Kosten nur zeitverzögert an ihre Kunden weiterreichen, worin der Margendruck begründet liegt. Hier hat sich die Situation zuletzt zwar nicht weiter zugespitzt, wie es heisst. Allerdings hatten die Experten bei der Kostenumwälzung grössere Fortschritte erwartet.

Die Neue Helvetische Bank moniert, dass der operative freie Cashflow im dritten Quartal zwar nach wie vor gut, doch nicht annähernd auf dem Niveau des Vorjahres resp. der letzten beiden Jahre sei. Die unternehmenseigenen Renditeziele für das Gesamtjahr dürften zwar nicht in Gefahr sein, doch von einem deutlichen Überspringen der Hürden könne nun keine Rede sein, heisst es weiter.

Zu Reden gibt auch der im dritten Quartal schwächere Gewinnbeitrag aus dem wichtigen Seefrachtgeschäft gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal. Knapp die Hälfte des Betriebsergebnisses erwirtschaftet Kühne+Nagel allein in diesem Bereich. Der Rohertrag pro Container fiel aber erstmals seit dem Schlussquartal 2015 wieder höher als im Vorquartal aus, wie ZKB-Analyst Marco Strittmatter anmerkt. Das lässt ihn hoffen, dass in naher Zukunft auch beim Rohertrag in der Seefracht wieder Steigerungen möglich sind.

Einen weiterer positiver Punkt ist das Volumenwachstum. Dieses sei stark ausgefallen, schreiben die Experten der Deutschen Bank. Christian Obst von Baader-Helvea geht davon aus, dass das Unternehmen dank seiner führenden Stellung auch in Zukunft überdurchschnittlich stark wachsen kann.

Kühne+Nagel bleibt eine Cash-Maschine und die Dividende dürfte sicher nicht gekürzt werden, sondern tendenziell stetig weiter steigen, wie die Neue Helvetische Bank weiter schreibt.

Auch wenn die Zahlen auf den zweiten Blick gar nicht so schlecht seien, sei die Aktie in der Bewertung ziemlich ausgereizt, und daher würden schon kleinere Enttäuschungen Kursrücksetzer auslösen, so das Fazit eines Händlers.

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