(neu: Schlusskurse)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Hoch, höher, Kuka - die Anleger des deutschen Roboter- und Anlagenbauers sind wohl spätestens an diesem Mittwoch im siebten Himmel. Nachdem die Papiere bereits seit 2013 von Rekordhoch zu Rekordhoch eilten, folgt nun mit dem Übernahmeangebot des chinesischen Haushaltsgeräteherstellers Midea möglicherweise der finale Höhepunkt. Allerdings warnen Experten auch vor Risiken.

Die Kuka-Papiere sprangen im frühen Handel um mehr als ein Drittel auf 114,40 Euro nach oben, denn die Chinesen bieten den Anteilseignern mit 115 Euro je Aktie deutlich mehr als das Papier zuletzt an der Börse gekostet hatte. Im Verlauf bröckelten die Papiere zwar ab, schlossen aber immer noch mit einem Plus von mehr als 23 Prozent bei 104,00 Euro.

"Das Angebot ist unglaublich hoch", sagte ein Händler. Bei dem Preis müsse man als Aktionär eigentlich die Offerte annehmen. Der Börsianer denkt nicht, dass es ein Gegenangebot eines anderen Investors gibt. Eine solche Offerte wäre in seinen Augen "verrückt".

HÄNDLER SIEHT SHORT-SELLER UNTER ZUGZWANG

Vielmehr glaubt der Händler, dass solche Anleger nun auf dem falschen Fuß erwischt werden könnten, die bei Kuka angesichts zuletzt skeptischer Analystenkommentare auf fallende Kurse gesetzt hätten. Diese Investoren müssten nun eventuell ihre Positionen schließen und zukaufen, um keine Verluste zu erleiden beziehungsweise diese zu begrenzen.

Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg hatten zuvor 16 Analysten eine Verkaufsempfehlung für die Kuka-Aktien ausgegeben - das sind mehr als die Hälfte der aufgelisteten Experten. Viele Beobachter sehen den steilen Kuranstieg der Papiere in den letzten Jahren skeptisch.

'KONSOLIDIERUNG GEHT WEITER'

Midea war im August 2015 bei Kuka eingestiegen - damals war das Papier nach einem Durchhänger zwischenzeitlich für etwas mehr als 60 Euro zu haben. Zuletzt hielten die Chinesen gut ein Zehntel an den Augsburgern. Mit dem Angebot wollen sie sich nach eigener Aussagen nun insgesamt mindestens 30 Prozent der Kuka-Anteile sichern - an diese Mindestannahmequote ist die Offerte geknüpft.

"Die Konsolidierung im deutschen Maschinenbau geht weiter", schrieb Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner. In den vergangenen Jahren hätten bereits einige ausländische Unternehmen deutsche Spezialmaschinenbauer übernommen oder sich größere Beteiligungen gesichert. Das zeige, wie gut die deutschen Unternehmen in diesem Sektor international angesehen und positioniert sind.

ETWAS SKEPSIS BLEIBT

Allerdings gibt es auch skeptische Stimmen. Ein Händler verwies darauf, dass das Gebot an kartellrechtliche und andere behördliche Genehmigungen gebunden sei. Ein weiterer Börsianer strich heraus, dass zuletzt vor allem in den USA viele Offerten chinesischer Firmen letztlich geplatzt seien.

Analyst Sebastian Growe von der Commerzbank gab überdies zu bedenken, dass Kuka sehr eng mit der deutschen Automobilbranche zusammenarbeite. Insofern bleibe abzuwarten, wie sich ein möglicher Eigentümerwechsel mittel- und langfristig auf die Nachfrage nach den Produkten des Roboter- und Anlagenbauers durchschlage.

EQUINET-ANALYST HEBT KURZIEL ÜBER DIE OFFERTE AN

Experte Holger Schmidt vom Investmenthaus Equinet sieht derweil den Aktienkurs von Kuka mittelfristig sogar deutlich über dem Übernahmeangebot von Midea. Mit der Zeit dürften die Chinesen eine Komplettübernahme anstreben, wofür sie allerdings den Voith-Konzern mit seiner Sperrminorität überzeugen müssten. Schmidt schraubte sein Kursziel auf 125 Euro nach oben und stufte die Papiere auf "Accumulate" hoch./edh/la/he