Zürich (awp) - Der Online-Reiseanbieter LM Group ist im ersten Halbjahr unter die Räder gekommen. Wegen Corona brach das Geschäft phasenweise fast komplett zusammen. Seit Ende Mai zeichnet sich allerdings eine Erholung ab. Ferner gibt die Gruppe den Rücktritt von Marcello Distaso aus dem Verwaltungsrat bekannt.

Dabei fing das Jahr für die LM Group gut an. Wie in Aussicht gestellt gelang es im Januar und Februar, das Wachstum weiter voranzutreiben. Doch dann sah sich die Gruppe plötzlich vor einer beispielslosen Situation. Infolge der Corona-Pandemie kam das Geschäft von März bis Mai fast völlig zum Erliegen, wie die LM Group am Freitag mitteilte.

So brachen die Bruttoreisevolumen und der Umsatz um die Hälft auf 705,5 Millionen bzw. 82,6 Millionen Euro ein. Und der EBITDA im Kerngeschäft betrug mit 4,5 Millionen gerade mal noch einen Bruchteil - in der Vorjahresperiode waren es noch 35,1 Millionen. Unter dem Strich resultierte ein Verlust von 22,7 Millionen nach einem Gewinn von 12,2 Million im Vorjahr.

Licht am Ende des Tunnels

In der letzten Maiwoche habe die Gruppe dann aber einen "steilen" Aufschwung verzeichnet, der auf Buchungsebene bis Ende Juni zu in einer Erholung von 55 Prozent des Volumens von 2019 geführt habe. Dieser positive Trend halte bis heute an, heisst es im Communiqué.

Treibende Kraft des Aufschwungs sei das Geschäft mit Reisevermittlungen. Dank Marketing und richtiger Preisstrategie gelinge es, die steigende Nachfrage nach Reisen in ganz Europa in Buchungen umzumünzen.

Ebenfalls ermutigend verläuft offenbar das Hotel-Geschäft. Dieses macht zwar nur einen kleinen Teil der Gruppe aus, den Angaben zufolge erreichte es zuletzt aber beinahe ein Niveau an Buchungen wie 2019.

Beim Verkauf von dynamischen Paketen, dem Kerngeschäft der Gruppe, habe man nach den vielen Stornierungen im ersten Semester das Marketing allerdings nicht weiter vorangetrieben, so die Gruppe weiter. So werde das Risiko potenzieller neuer Stornierungen gesenkt.

Ausserordentliche Kosten durch Stornierungen

Stornierungen sorgten in den letzten fünf Monaten nämlich für ausserordentliche Kosten von 12,1 Millionen Euro. Und auch im zweiten Semester hatte die LM Group ausstehende Stornierungen zu verarbeiten. Allerdings mit viel geringeren Auswirkungen auf die Gewinn- und Verlustrechnung, wie es heisst.

Dank verschiedener Massnahmen sei es zudem gelungen, die laufenden Kosten zu reduzieren. Als besonders wichtig streicht der Online-Reiseanbieter dabei den Zugang zu Kurzarbeit in ganz Europa heraus. Zu allfälligen Entlassungen äussert sich die Gruppe allerdings nicht.

Ausserdem habe die Erholung des Buchungsvolumens zu einem positiven operativen Cashflow im zweiten Quartal geführt und die verfügbaren liquiden Mittel beliefen sich auf 133,2 Millionen Euro. Die Nettofinanzposition erreichte 32,9 Millionen, nach 83,2 Millionen bzw. 18,6 Millionen am Ende des ersten Quartals.

Gesamtvergütung 2019 genehmigt

Angesichts der positiven Cash-Bestände hat der Verwaltungsrat nun die Zahlungen des in diesem Jahr zu zahlenden Teils der Gesamtvergütung 2019 und die feste Vergütung 2020 freigegeben, wie es weiter heisst. Weiterhin ausgesetzt bleiben die Zahlung der Boni für das Top-Management und der variablen Vergütung für 2020.

Ferner gibt die Gruppe den Rücktritt von Marcello Distaso als nicht geschäftsführendes Verwaltungsratsmitglied bekannt. Es lägen persönliche Gründe vor, die eine Fortsetzung des Mandats unvereinbar machten, heisst es. Der Verwaltungsrat habe beschlossen, den vakanten Sitz nicht zu besetzen.

jl/kw