(neu: Aktie auf Rekordhoch )

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Die Zahlen des Immobilienkonzerns LEG haben die Aktie auch am Freitag noch angetrieben und ließen sie ein neues Rekordhoch erreichen. Höhere Mieten und jüngste Zukäufe treiben die Düsseldorfer an, wie schon am Donnerstag bekannt geworden war. Im zweiten Quartal stieg der operative Gewinn aus dem laufenden Geschäft (FFO I) im Jahresvergleich um 16,6 Prozent auf 100,6 Millionen Euro, wie der im MDax notierte Konzern mitgeteilt hatte. Für das laufende Jahr peilt LEG weiterhin die obere Hälfte der Zielspanne von 370 bis 380 Millionen Euro an.

LEG hatte bereits am späten Donnerstagnachmittag die ursprünglich für diesen Freitag geplanten Zahlen zum zweiten Quartal veröffentlicht, nachdem das Unternehmen unabsichtlich die Präsentation auf seine Webseite gestellt hatte. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte anschließend das Zahlenwerk veröffentlicht.

Am Aktienmarkt wurden die Quartalsbilanz und die Kommentare der Analysten positiv aufgenommen. In der Spitze legte die Aktie auch am Freitag noch um 2,3 Prozent auf 127,24 Euro zu, das war der höchste Stand der mehr als siebenjährigen Börsenhistorie. Zuletzt betrug der Aufschlag 1,3 Prozent auf gut 126 Euro. Bereits am Donnerstag gehörten die LEG-Aktien mit einem Aufschlag von mehr als einem Prozent zu den besten Werten im MDax.

Der Gewinn je Aktie und der Wert der Immobilien abzüglich Schulden haben laut Experte Jonathan Kownator von der US-Investmentbank Goldman Sachs sowohl seine Prognosen als auch die vom Unternehmen erhobenen Markterwartungen übertroffen. Das operative Geschäft von LEG habe sich robust gezeigt. Für die Gesamtjahresziele befinde sich das Unternehmen auf dem rechten Weg, schrieb Analyst Kai Klose von der Privatbank Berenberg in einer Studie.

Das Periodenergebnis betrug im zweiten Quartal rund 547 Millionen Euro. Das waren vier Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Wert des Immobilienportfolios stieg bis Ende Juni im Vergleich zum Jahresende 2019 um 593 Millionen Euro.

Vor allem in den Großstädten steigen die Mieten schon seit Jahren, inzwischen holen aber auch zahlreiche mittelgroße Städte kräftig auf. Die Miete auf vergleichbarer Fläche in LEG-Immobilien stieg im zweiten Quartal um 2,6 Prozent auf durchschnittlich 5,90 Euro pro Quadratmeter, teilte der Konzern weiter mit. Ohne die preisgebundenen Wohnungen, die rund ein Viertel an dem Immobilienportfolio von LEG ausmachen, legten die Mieten im Schnitt um 2,9 Prozent auf 6,27 Euro zu.

Zum Mietanstieg trugen auch maßgeblich Modernisierungen bei. LEG gab von April bis Juni für Modernisierungen rund 40 Prozent mehr aus als ein Jahr zuvor. Immobilienkonzerne dürfen einen Teil der Kosten für energetische Maßnahmen wie etwa neue Fenster oder Dämmungen der Fassade auf die Mieter umlegen. Allerdings werde das Mietwachstum im laufenden Jahr mit etwa 2,3 Prozent weniger stark zulegen als zuletzt geplant, hieß es weiter.

LEG begründete dies unter anderem mit dem freiwilligen zeitlich begrenzten Verzicht auf Mieterhöhungen wegen der Corona-Krise und dem gesetzlich möglichen Zahlungsaufschub von Mieten. Mieterhöhungen würden aber wieder im vierten Quartal zutragen kommen, sagte von Lackum. In den kommenden Jahren erwartet er einen höheren Mietzuwachs als in 2020.

Gleichzeitig will das Unternehmen die niedrigere Mehrwertsteuer und die derzeit verfügbaren Handwerkerkapazitäten nutzen und mehr investieren als ursprünglich geplant. Statt rund 280 Millionen Euro plane das Unternehmen nun rund 350 Millionen Euro in Modernisierung und Instandhaltung zu stecken, sagte eine Sprecherin.

Wachsen will LEG auch zukünftig durch Wohnungszukäufe, allerdings nur in Deutschland. LEG schaue sich weiter nach Wohneinheiten um, sagte von Lackum. Erst jüngst sicherte sich das Unternehmen in zwei Transaktionen rund 7500 Wohneinheiten in Braunschweig, Hannover und Flensburg sowie in Köln, der Region Rhein-Neckar und in Koblenz. Der Kauf eines Wettbewerbers sei hingegen nicht geplant, sagte der LEG-Chef. Dies schließe auch TAG Immobilien ein. "Wir reden nicht weiter, wir schauen auch nicht weiter", fügte der Manager in einer Telefonkonferenz hinzu. LEG und TAG Immobilien hatten Ende Mai Gespräche über einen Zusammenschluss beendet.

Der Gegenwind für die großen Wohnimmobilien-Konzerne wird in Deutschland schärfer. Erst jüngst verlängerte der Bundestag angesichts der anhaltenden Wohnungsnot die Mietpreisbremse um fünf Jahre und verschärfte sie zudem. Künftig können Mieter zu viel gezahlte Miete auch für bis zu zweieinhalb Jahre rückwirkend zurückfordern.

Das Portfolio der LEG verteilte sich zuletzt auf 180 Standorte vor allem in Nordrhein-Westfalen und umfasste zum Stichtag Ende Juni knapp 138 000 Wohneinheiten sowie 1288 Gewerbeimmobilien. Im Zuge der bereits verkündeten Strategieüberprüfung nimmt das Unternehmen nun auch sogenannte B- und C-Städte in Pendlerregionen sowie Standorte außerhalb des Bundeslandes ins Visier. Hier verspricht sich der Konzern noch deutliches Mietwachstum.

Dabei will LEG womöglich auch verstärkt selbst als Bauherr in Aktion treten. "1200 Wohneinheiten können mit Sicherheit durch Verdichtung auf eigenen Grundstücken entstehen", sagte von Lackum. Ab 2023 will LEG jährlich mindestens 500 Wohnungen fertigstellen beziehungsweise von Projektentwicklern erwerben./mne/eas/jha/fba