FRANKFURT (dpa-AFX) - Düstere Wolken am Horizont sieht die Investmentbank JPMorgan beim deutschen Autozulieferer Leoni aufziehen. Das sahen Anleger am Dienstag ähnlich und schickten die Papiere nach der Gewinnwarnung vom Vortag auf Talfahrt. Sie büßten 6,6 Prozent auf 28,60 Euro ein und waren damit der zweitgrößte Kursverlierer im SDax hinter den Papieren von Aixtron.

JPMorgan-Analyst Jose Asumendi zeigte sich gleich von mehreren Entwicklungen bei Leoni im dritten Quartal "negativ überrascht". So bedeute das gesenkte Umsatzziel für das laufende Jahr mit Blick auf die wichtige Sparte Bordnetzsysteme (WSD) einen Rückgang des Wachstums aus eigener Kraft von 5 Prozent im Schlussquartal. Das sei "besorgniserregend", so Asumendi, denn die Prognose für die gesamte Autoproduktion laute bislang immer noch auf einen leichten Anstieg.

Auch stehe Leonis Ziel einer operativen Gewinnmarge (Ebit) von 5 Prozent im Jahr 2020 nach der Gewinnwarnung vom Montag nun wohl zur Diskussion, sagte der Experte. Er rechne nurmehr mit 4,5 Prozent Marge. Hinzu komme Preisdruck von den Rohstoffen im Segment Kabel und Drähte (WCS) sowie eine schwache Nachfrage auf den Endmärkten Petrochemie und Solar. Alles zusammen bewog Asumendi, die Aktie von "Neutral" auf "Untergewichten" zu senken.

Die Aktionäre von Leoni sind leidgeprüft: Vom Rekordhoch der Papiere Ende Januar bei gut 66 Euro hat sich der Kurs mittlerweile mehr als halbiert. Am Vortag war er nach der Gewinnwarnung zunächst auf den niedrigsten Stand seit mehr als zwei Jahren eingebrochen. Anschließend schlossen Anleger, die zuvor schon auf fallende Kurse gesetzt hatten, diese Positionen und strichen die Gewinne ein. Sie kauften die zuvor veräußerten Aktien zu niedrigeren Kursen am Markt zurück, was den Kurs wieder ins Plus drehen ließ. Diese markttechnische Erholung fand am Dienstag jedoch schon wieder ihr Ende./bek/jsl/fba