NÜRNBERG (awp international) - Der Kabel- und Bordnetzspezialist Leoni ist dank des Booms der europäischen Autoindustrie gut unterwegs. Gutlaufende Geschäfte in der Bordnetzsparte sorgen für mehr Optimismus. Aber auch das Geschäft mit einfachen Kabeln für die Industrie läuft besser als gedacht. Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr hob der MDax -Konzern am Mittwoch seine Ergebnisprognose an.

Als neues Ziel steht für den im Januar ausscheidenden Vorstandschef Dieter Belle nun rund 220 Millionen Euro Ergebnis vor Zinsen und Steuern im Plan. Zuvor hatte das Management 190 bis 210 Millionen Euro anvisiert. Einige Analysten hatten zwar mit einer Anhebung der Prognose gerechnet, im Schnitt hatten die Experten für das laufende Jahr aber auch nur 210 Millionen Euro Ebit auf dem Zettel. Am Aktienmarkt kam die Zuversicht leicht positiv an, der Aktienkurs legte nach Handelsbeginn zuletzt um fast ein Prozent zu. In diesem Jahr hat das Papier bereits mehr als 70 Prozent an Wert gewonnen.

In der Bordnetzsparte, die ganze Kabelsätze für die Automobilindustrie und andere Anwendungen fertigt, kann Leoni nach dem ernüchternden Vorjahr mit hohen Umbaukosten mittlerweile zunehmend Erfolge vermelden. Leoni sammelte in der Sparte im dritten Quartal Aufträge für 1,6 Milliarden Euro ein, davon fast 600 Millionen für sogenannte Hochvolt-Kabelsätze. Diese werden in Autos mit Elektroantrieben eingesetzt, unter anderem unterstützen sie etwa den schnellen und effizienten Wechsel zwischen Verbrennern und Elektromotoren in Hybridautos.

Leoni verspricht sich viel von diesen neuen Bordnetzen. Unter anderem schnappten sich die Franken den Auftrag für die Komplettverkabelung der neuen Elektro-Produktionsplattform eines weltweit tätigen Autobauers aus Europa. Auch insgesamt benötigt die zunehmende Nutzung von Displays und Verbraucher-Elektronik im Autoinnenraum leistungsfähigere Bordnetze.

Auch der Umsatz soll von 4,4 Milliarden Euro im Vorjahr nun stärker auf 4,8 Milliarden Euro zulegen. Das liegt auch am steigenden Kupferpreis, der an Kunden weiter gereicht werden kann. Dieser sorgt auf der einen Seite somit für mehr Erlös, auf der Einkaufsseite aber auch für mehr Kosten beim Kabelhersteller.

Im dritten Quartal hat vor allem der gute Lauf in der Autoindustrie den Umsatz um knapp 11 Prozent auf 1,19 Milliarden Euro wachsen lassen. Das operative Ergebnis betrug 46,4 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr wegen eines Online-Betrugsfalls ein Verlust von 12,7 Millionen Euro angefallen war. Die Ergebnisse im dritten Quartal seien in etwa so wie vom Markt erwartet ausgefallen, schrieb Equinet-Analyst Tim Schuldt.

Vor einem Jahr hatte das Unternehmen für Aufsehen gesorgt, als es Opfer eines Betrugsfalls geworden war. Mit gefälschten Dokumenten und Identitäten hatten Täter einen zweistelligen Millionenbetrag ergaunert.

Bereinigt um Sondereffekte wäre das operative Ergebnis um fast die Hälfte geklettert. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 28,3 Millionen Euro, vor einem Jahr hatte der Verlust 24,4 Millionen Euro betragen./men/mne/stk