MÜNCHEN (awp international) - Der Linde-Konzern zeigt sich vor der geplanten Fusion mit Praxair in robuster Verfassung. Umsatz und Ergebnisse legten im zweiten Quartal zu. Unterdessen befindet sich der angestrebte Zusammenschluss mit dem kleineren US-Konkurrenten im Plan, wie die im Dax notierte Gesellschaft am Mittwoch bei der Vorlage der Halbjahresbilanz in München mitteilte.

Im zweiten Quartal profitierte Linde von besseren Geschäften in der kleineren Sparte Anlagenbau. Der Umsatz der Münchner legte von April bis Juni um 1,1 Prozent auf 4,46 Milliarden Euro zu. Bereinigt um Währungseffekte wären die Erlöse sogar um acht Prozent gewachsen.

Das operative Ergebnis (Ebitda) kletterte nicht zuletzt dank Kosteneinsparungen um 3,3 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieb ein Nettogewinn von 429 Millionen Euro übrig. Das waren gut 50 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Den Ausblick für das Gesamtjahr 2018 bestätigte der Industriegasekonzern.

Am Markt kam die Quartalsbilanz gut an. Die Aktie legte im frühen Handel als Dax-Spitzenreiter um 2,79 Prozent zu. Alle Segmente hätten für ein gutes zweites Quartal gesorgt, hiess es von der DZ Bank.

Allerdings rückt die Bilanz derzeit bei Linde eher in den Hintergrund. Denn bei den Münchnern steht schon seit längerem die geplante Fusion mit dem kleineren US-Konkurrenten Praxair zum weltgrössten Gase-Anbieter im Mittelpunkt. Der Abschluss der Fusion sei weiterhin in der zweiten Jahreshälfte geplant, bekräftigte Linde.

Linde und Praxair wollen sich zum grössten Industriegasehersteller der Welt zusammenschliessen, mit 80 000 Mitarbeitern und zuletzt 28 Milliarden Euro Jahresumsatz würden sie ein Viertel des Weltmarkts beherrschen. Um die Kartellbehörden in Europa, den USA und Brasilien zur Genehmigung des Deals zu bewegen, kündigten beide Konzerne milliardenschwere Verkäufe an. Denn während die Aktionäre bereits dem Zusammengehen zugestimmt haben, kann die Fusion noch an zu hohen Auflagen oder dem Veto der Kartellbehörden scheitern.

Insgesamt bleiben Linde und Praxair mit dem Umfang der bisher geplanten Verkäufe deutlich unter der von ihnen gesetzten Schmerzgrenze. Denn beide Unternehmen haben sich einen Rückzieher von der Fusion vorbehalten für den Fall, dass sie Teile mit mehr als 3,7 Milliarden Euro Umsatz oder 1,1 Milliarden Euro an operativem Gewinn (Ebitda) abgeben müssten. Sollten aber nicht alle Genehmigungen der Behörden bis zum 24. Oktober vorliegen, platzt der seit vergangenem Jahr geplante Zusammenschluss.

Während Linde einen Grossteil seines Gasegeschäfts in Nord- und Südamerika abgibt, bleibt der Logistikdienstleister Gist wahrscheinlich anders als bislang geplant im Konzern. Die Verkaufsverhandlungen mit potenziellen Käufern habe das Unternehmen im zweiten Quartal abgebrochen, teilte Linde weiter mit. Und damit sei ein Verkauf "nicht mehr als hochwahrscheinlich anzusehen". Seit dem zweiten Quartal fliesst die Tochter deshalb wieder in die Berechnungen der Konzernbilanz ein./mne/tav/jha/