ANKARA (dpa-AFX) - Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan stellt im Streit mit den USA um Rüstungsdeals die Bestellung von Passagierjets beim amerikanischen Flugzeugbauer Boeing infrage. Obwohl die USA der Türkei ihr Raketenabwehrsystem vom Typ Patriot nicht verkaufen wolle, kaufe sein Land weiterhin Boeing-Maschinen, sagte Erdogan am Freitag in Ankara. "Wir sind gute Kunden, aber wenn das so weitergeht, werden wir diese Sache überdenken müssen."

Erdogan bezog sich auf die Fluggesellschaft Turkish Airlines, die bei Boeing etwa 100 Verkehrsflugzeuge mit einem Listenpreis von rund 10 Milliarden US-Dollar bestellt hat. Der erste Großraumjet vom Typ 787 "Dreamliner" war im Juni in Istanbul angekommen.

Mit der Drohung gegen Boeing geht der Streit um den Kauf von Waffensystemen zwischen der Türkei und den USA in eine neue Runde. So hatte sich die Türkei für das russische Raketenabwehrsystem S-400 entschieden. Deshalb wollen die USA dem Nato-Partnerland jetzt keine Kampfjets vom Typ Lockheed Martin F-35 verkaufen.

Die Türkei hatte zwar zwischenzeitlich erklärt, man überlege, neben dem russischen Raketenabwehrsystem auch das amerikanische Patriot-System zu kaufen. Bisher hatte die Regierung in Ankara argumentiert, das Angebot der USA sei nicht so gut wie das russische. Sie gab auch an, dass man sich in früheren Jahren mehrfach um Patriots beworben habe, ohne sie zu bekommen. Allerdings war die Regierung des demokratischen Präsidenten Barack Obama durchaus bereit, die Raketenabwehr an die Türkei zu verkaufen./stw/men