Basel (awp) - Der Feinchemikalienhersteller und Pharmazulieferer Lonza ist sehr schwungvoll in das laufende Geschäftsjahr gestartet. Vor allem das Pharmageschäft lief im ersten Semester wie geschmiert, weshalb die eigene Messlatte für 2018 etwas höher gelegt wurde. An der Börse gab es dafür Applaus.

Von Januar bis Juni 2018 steigerte Lonza den Umsatz um 33 Prozent auf 3,08 Milliarden Franken, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Wesentlich dazu beigetragen hat die vor einem Jahr für 5,5 Milliarden Dollar gekaufte US-Firma Capsugel.

Auf pro-forma-Basis ist Lonza um 8,2 Prozent gewachsen. Dabei wird angenommen, Capsugel hätte bereits seit Anfang 2017 zu Lonza gehört. Und die Übernahme des Medikamentekapsel-Herstellers ist Lonza offensichtlich gut gelungen, wie sich am operativen Gewinn ablesen lässt.

Der so genannte adjustierte Kern-Ebitda wuchs pro-forma um 10,9 Prozent auf 802 Millionen Franken und die entsprechende Marge stieg von 25,4 auf 26,0 Prozent. Der nach IFRS ausgewiesene Reingewinn kletterte um satte 78 Prozent auf 405 Millionen Franken, womit auch mit dieser Zahl die Schätzungen der Analysten übertroffen wurden.

Starke Pharma-Sparte

Glanzstück bei Lonza ist und bleibt das Segment Pharma & Biotech, das unter anderem Pharmakonzerne mit Wirkstoffen für Medikamente beliefert. Hier kletterten die Verkäufe pro-forma um 14,7 Prozent auf 1,56 Milliarden Franken und der Kern-Ebitda 25 Prozent auf 425 Millionen.

Die Marge des Segments erreichte rekordhohe 33,1 Prozent. Und damit handle es sich nicht um eine positiven Ausnahme, sagte Lonza-Chef Richard Ridinger am Mittwoch vor den Medien. "Das ist nachhaltig, die Marge wird sich auch in den nächsten Jahren ungefähr in diesem Bereich bewegen."

Das Segment Specialty Ingredients, das unter anderem Inhaltsstoffe für Nahrungsmittel oder Kosmetikprodukte, Rostschutz- oder Holzkonservierungsmittel herstellt, lieferte eine etwas bescheidenere Performance ab. Vor allem die vom Gang der Wirtschaft abhängigen Grundstoffe und Zwischenprodukte litten unter einer schwächeren Nachfrage.

In Zahlen ausgedrückt stieg beim etwas kleineren Segment der Umsatz pro-forma um 2,5 Prozent auf 1,5 Milliarden Franken und der operative Gewinn sank gar um 3,7 Prozent auf 316 Millionen. Ein Verkauf der zuletzt schwächelnden Firmenteile steht aber nicht zur Debatte - Ridinger setzt vielmehr auf die Optimierung des Portfolios.

Lonza werde weiter ältere Produkte aus dem Angebot herausnehmen - zuletzt erfolgte etwa der Stopp der Stickstoffdünger-Produktion am Standort Visp - und es um neue ergänzen. Lonza habe bereits in den letzten Jahren sehr erfolgreich modernere Produkte eingeführt - mit einem entsprechend positiven Beitrag zur Profitabilität.

Swimmingpool-Chemikalien

Ridinger wäre aber bereit, sich von den Swimmingpool-Chemikalien zu trennen. Die Prüfung der strategischen Optionen für den Bereich "Water Care" ist laut dem Lonza-Chef weiter im Gange - zur Debatte stehe auch ein möglicher Verkauf. Der relativ margenschwache Bereich stand im ersten Semester für gut 9 Prozent der Konzernumsatzes und ist eine Altlast aus der letzten grossen Lonza-Akquisition vor Capsugel aus dem Jahr 2011.

Lonza bemüht sich schon länger darum, das Geschäft breiter aufzustellen und seine Chemikalien auch an industrielle, gewerbliche und kommunale Kunden zu verkaufen. Denn diese warten nicht auf gutes Wetter, bevor sie die Lonza-Produkte kaufen.

Aktie auf Allzeithoch

Mit dem guten ersten Halbjahr im Rücken hat Lonza seine Vorgaben für 2018 erhöht. Die Umsatzprognose lautet nun auf auf ein mittleres bis neu hohes einstelliges Umsatzwachstum auf vergleichbarer Basis. Und die operative Marge dürfte sich auf dem Niveau des ersten Semesters bewegen, also bei rund 26 Prozent. Bis 2022 soll der Wert auf 30 Prozent steigen bei einem Umsatz von 7,5 Milliarden Franken.

Die Börse reagierte begeistert auf Lonzas Zwischenbericht und schickte die Aktien um 6,6 Prozent auf 302,90 Franken nach oben. Mit 305,00 Franken wurde im frühen Handel der höchste je bezahlte Preis registriert.

ra/jb