FRANKFURT (dpa-AFX) - Auf den Höhenflug der Lufthansa-Aktie nach der Air-Berlin-Pleite folgte 2018 eine herbe Ernüchterung. Jetzt verschafft die Aussicht auf wieder billigeres Kerosin den Anlegern wieder Hoffnung, dass sich die Gewinne von Europas größter Fluggesellschaft nicht allzu weit von dem 2017 erreichten Rekordniveau entfernen. Die wichtigsten Punkte für den Konzern, was Experten sagen und wie es für die Aktie läuft:

DAS IST LOS BEI DER LUFTHANSA:

Die Insolvenz der einst größten heimischen Rivalin Air Berlin hat die Lufthansa die Rolle als Platzhirsch in Europa vorläufig gesichert. Hatte Europas größter Billigflieger Ryanair den Kranich-Konzern 2016 bei den Passagierzahlen überholt, holte sich die Lufthansa die Krone 2017 wieder zurück. Auch 2018 dürfte sie mit voraussichtlich über 140 Millionen Fluggästen ihre Position gehalten haben.

Wichtigster Wachstumstreiber war die Billigtochter Eurowings, die 77 Flugzeuge und viele Mitarbeiter von Air Berlin übernommen hatte. Deren Integration verlief zwar nicht ohne Holpern und trug 2018 einiges zu dem Flugchaos in Deutschland und Europa mit Verspätungen und Flugausfällen bei. Auch kostete sie so viel Geld, dass Eurowings das vergangene Jahr wohl mit einem operativen Verlust abschließt.

Doch Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat sein Ziel erreicht, Eurowings mit 185 Flugzeugen zum drittgrößten Billigflieger Europas aufzubauen. Das Segment ist seit Jahren der wichtigste Wachstumstreiber in der Branche. Und 2019 soll Eurowings wieder positiv zum operativen Konzerngewinn beitragen. Dieser hatte 2017 bei fast drei Milliarden Euro gelegen und soll 2018 nur etwas geringer ausfallen.

Erschwert wird das Gewinnwachstum durch die zwischenzeitlich gestiegenen Treibstoffpreise und den harten Wettbewerb in Europa. Nach der Pleite von Air Berlin und der britischen Monarch musste sich die Branche neu sortieren, ein herber Preiskampf war die Folge. Spohr kündigte an, die Preise für die billigsten Tickets von 29 auf 35 Euro anzuheben. Denn die Lufthansa sagte für 2018 im Herbst einen Anstieg der Treibstoffkosten auf 6,1 Milliarden Euro voraus. 2019 sollen sie auf 7,0 Milliarden Euro klettern. Dabei ist der geplante Ausbau des Flugangebots noch nicht eingerechnet. Allerdings ist der Ölpreis seit Herbst wieder deutlich gefallen.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Nachdem die Lufthansa-Aktie 2018 kräftig an Wert verloren hat, sieht die Mehrzahl der 20 im dpa-AFX Analyser erfassten Branchenexperten die Gelegenheit zum Wiedereinstieg. 12 Analysten raten zum Kauf der Aktie, 5 zum Halten und 3 zum Verkaufen. Den Aktienkurs sehen sie im Schnitt auf dem Weg zu gut 24 Euro. Gemessen am derzeitigen Kurs wäre das ein Plus von gut 20 Prozent. Allerdings reichen die Erwartungen von gut 17 bis 35 Euro - ein weites Feld.

Wirklich einig sind sich die Experten bei den Aussichten folglich nicht. Zuletzt mehrten sich allerdings positivere Stimmen. "Die Gewinnperspektiven haben sich durch den Ölpreisrückgang aufgehellt", schrieb Analyst Dirk Schlamp von der DZ Bank kurz vor Weihnachten und stufte die Aktie von "Verkaufen" auf "Halten" hoch. Sein Kollege Mark Manduca von der US-Bank Citigroup vollzog den gleichen Schritt und erhöhte zudem sein Kursziel. Und das, obwohl er die Preismacht der Lufthansa angesichts der Überkapazitäten im europäischen Fluggeschäft für begrenzt hält.

Hoffnung macht Analysten auch die Aussicht auf weitere Fusionen und Übernahmen in der Branche, bei denen die Lufthansa eine aktive Rolle spielen will. Manche spekulieren auch auf einen hohen Erlös durch den denkbaren Verkauf der Catering-Tochter LSG Sky Chefs, den die Lufthansa derzeit durchspielt.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Lufthansa-Aktie erreichte im Zuge der Air-Berlin-Übernahme Anfang 2018 noch ein Rekordhoch, weil Anleger auf eine neue Marktmacht des Kranichs gehofft hatten. Wer im Oktober 2016 als Aktionär eingestiegen war, konnte seinen Einsatz bis Anfang 2018 mehr als verdreifachen. In dieser Zeit stieg der Aktienkurs von unter 10 Euro auf historische Höchststände von mehr als 31 Euro. Doch dann ging es vor allem abwärts. Für 2018 stand am Ende ein Kursverlust von mehr als 35 Prozent zu Buche. Zwischenzeitlich hatte das Minus noch höher gelegen.

Nach dem Jahr 2017, in dem die Lufthansa-Aktie von Rekord zu Rekord eilte, zeigte sich 2018: Wer hoch steigt, kann tief fallen. Am Ende verlor die Lufthansa-Aktie noch stärker als die Papiere der von Streiks und Chefwechsel gebeutelten Konkurrentin Air France-KLM. Auch die Anteilseigner von Ryanair und Easyjet kamen mit Kursverlusten von 29 und 25 Prozent glimpflicher davon. Und die British-Airways-Mutter IAG konnte ihr Kurs-Minus trotz der anhaltenden Unsicherheit rund um den Brexit sogar auf 10 Prozent eingrenzen. Sowohl IAG als auch Ryanair sind an der Börse deutlich mehr wert als die Lufthansa, die auf 9,4 Milliarden Euro kommt.

Das Jahr 2019 begann für die Lufthansa-Aktie versöhnlich, wenn auch nicht gerade spannend. Vom Jahreswechsel bis Montagmorgen gewann das Papier rund ein Prozent an Wert und kratzte damit an der 20-Euro-Marke./stw/nas/jha/