"Das erwarte ich noch vor Weihnachten", sagte Vertriebsvorstand Kenny Jacobs beim fvw-Reisekongress am Dienstag in Köln. Er sei zuversichtlich, dass bis dahin auch alle Piloten in Deutschland Ryanair-Verträge hätten. Die Billig-Fluglinie wolle zudem in der Bundesrepublik weiter wachsen. Zwar habe die Lufthansa als größte deutsche Airline eine führende Position, doch sei für Billig-Flieger noch Raum, um ihren Marktanteil auszubauen.

Ryanair liegt mit den Gewerkschaften auch in Deutschland im Clinch. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) und die für die Flugbegleiter verhandelnde Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatten erst vergangene Woche rund 1500 Mitarbeiter kurzfristig zu einem gemeinsamen 24-Stunden-Streik aufgerufen. Der Billig-Flieger hat mit Streiks in ganz Europa zu kämpfen, seit er Ende vergangenen Jahres erstmals mit Gewerkschaften in mehreren Ländern Verhandlungen über Tarifverträge für Piloten und Kabinenbeschäftigten aufgenommen hat. In einigen Ländern hat es bereits Übereinkünfte gegeben. Am 28. September wollen sieben Flugbegleiter-Gewerkschaften in fünf Ländern im Tarifstreit für 24 Stunden die Arbeit niederlegen.

"Unsere Botschaft an die Gewerkschaften lautet: Streiks lohnen sich nicht", sagte Jacobs. Die Arbeitnehmervertreter sollten vielmehr an den Verhandlungstisch zurückkehren. "Wir sagen nicht, wir unterschreiben alles - aber wir sind bereit, zu reden." Die Piloten äußerten sich skeptisch. "Wir haben weder ein verbessertes Angebot erhalten, noch gibt es ein Angebot zu einer Schlichtung, welches zu einer Gesamtlösung führt", sagte VC-Tarifexperte Ingolf Schumacher zu Reuters. In beiden Fällen sei VC gesprächsbereit. Schumacher bekräftigte, dass es weitere Piloten-Streiks geben könnte, sollte sich Ryanair nicht bewegen.

Mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi verhandelt Ryanair über das Kabinenpersonal. "Wir sind im Moment noch weit von einer Einigung entfernt", sagte eine Verdi-Sprecherin und fügte hinzu: "Die Arbeitgeber müssen nun in Verhandlungen etwas Ordentliches auf den Tisch legen, was Gehalt und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten verbessert."

Jacobs zeigte sich derweil überzeugt, dass Ryanair-Chef Michael O'Leary beim irischen Konzern noch lange die Zügel in der Hand hält. "Er wird für mindestens fünf weitere Jahre bleiben. Er hatte ein herausforderndes Jahr, das steht außer Frage." Aber es gebe noch einige Dinge, "die wir verbessern können".