FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Preisschlacht der Billigflieger und teures Kerosin halten die Lufthansa unter Druck. Vor allem in Deutschland und Österreich bleibe der Wettbewerb der Airlines um die Passagiere aggressiv, teilte der Dax-Konzern am Dienstag in Frankfurt mit. Daran werde sich bis mindestens Ende 2019 kaum etwas ändern. Im zweiten Quartal brach der Gewinn der Lufthansa deutlich ein. Sein Gewinnziel für 2019 hat der Vorstand längst gekappt. Denn die Billigtochter Eurowings bleibt im Ringen mit Anbietern wie Ryanair und Easyjet wohl tief in den roten Zahlen.

An der Börse wurden die Nachrichten sehr negativ aufgenommen. Die Lufthansa-Aktien sackten um mehr als fünf Prozent ab und waren damit größter Verlierer im Dax. Seit dem Jahreswechsel hat sie schon gut ein Viertel an Wert verloren. Im Vergleich zum Rekordhoch von Anfang 2018 hat sich ihr Kurs sogar mehr als halbiert.

Nachdem die Lufthansa im typischerweise reiseschwachen ersten Quartal tief in die roten Zahlen gerutscht war, setzte sich der Abwärtstrend im zweiten Jahresviertel fort. So erzielte der Konzern von April bis Juni mit 9,6 Milliarden Euro zwar rund vier Prozent mehr Umsatz als ein Jahr zuvor. Doch der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) ging um ein Viertel auf 754 Millionen Euro zurück. Alle Sparten verzeichneten Rückgänge. Eurowings und die Frachttochter Lufthansa Cargo schrieben im Tagesgeschäft sogar rote Zahlen.

Unterdessen sackte der Überschuss der Lufthansa gar um 70 Prozent auf 226 Millionen Euro ab, weil der Dax-Konzern infolge eines Urteils des Bundesfinanzhofs eine hohe Steuerrückstellung für frühere Jahre bilden musste. Während der operative Gewinn in etwa so hoch ausfiel wie von Analysten erwartet, hatten die Experten beim Nettogewinn mit einem geringeren Rückgang gerechnet. Für das erste Halbjahr steht unter dem Strich diesmal sogar ein Verlust von 116 Millionen Euro.

Für das laufende Jahr hat die Lufthansa-Führung um Vorstandschef Carsten Spohr ihre Erwartungen bereits Mitte Juni zusammengestrichen. Sie geht nun weiterhin von einem operativen Gewinn zwischen 2,0 und 2,4 Milliarden Euro aus. Ursprünglich hätten es 2,4 bis 3,0 Milliarden Euro werden sollen. Im Vorjahr hatte die Lufthansa noch ein bereinigtes Ebit von 2,8 Milliarden erzielt. Trotz des erwarteten Rückgangs will sich das Unternehmen nach eigener Darstellung bemühen, den Anteilseignern für 2019 eine stabile Dividende von 80 Cent je Aktie auszuschütten.

Als Stütze des Geschäfts erweisen sich bislang die Langstreckenflüge der Marken Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines. Vor allem auf den Strecken nach Nordamerika und Asien entwickelten sich Nachfrage und Ticketpreise sehr positiv, hieß es. Allerdings warnte das Management vor einer allgemein schwächeren Wirtschaftsentwicklung, die im Rest des Jahres vor allem die kurzfristigen Buchungen in der Business und First Class beeinträchtigen könnten.

Im umkämpften Europa-Geschäft buchen die Kunden nach Darstellung der Lufthansa zwar weiter eifrig Flüge. Doch angesichts von Ticketpreisen von teilweise unter fünf Euro bei der Konkurrenz schauten sie genau auf den Preis. Das Problem für die Airlines sei nicht schwache Nachfrage, sondern ein allgemeines Überangebot an Flügen, hieß es. Eurowings hat den Ausbau ihres Flugangebots in diesem Jahr deshalb bereits gestoppt.

Doch ausländische Anbieter drängen weiter auf den deutschen Markt. Inzwischen werfen sich Lufthansa und Europas größter Billigflieger Ryanair gegenseitig vor, mit Schnäppchenangeboten die Preise kaputt zu machen. Während Lufthansa-Chef Carsten Spohr Tickets für unter zehn Euro für "ökologischen und ökonomischen Wahnsinn" hält, wirbt die österreichische Ryanair-Tochter Laudamotion immer wieder mit Preisen unter dieser Schwelle.

Als Reaktion auf die Entwicklung bei Eurowings stutzt Konzernchef Spohr die Billigtochter deutlich zurecht. So muss Eurowings die Verantwortung für ihre Langstreckenflüge an den Mutterkonzern abgeben. Zudem wird die belgische Brussels Airlines anders als zuvor geplant doch nicht Teil der Billigmarke, wie der Konzern bereits Ende Juni mitgeteilt hatte.

Zugleich startete der Konzern bei Eurowings ein Sparprogramm, das die Stückkosten je Sitzplatzkilometer bis zum Jahr 2022 um 15 Prozent senken soll. Einen operativen Gewinn dürfte die Billigtochter den Planungen zufolge erst im Jahr 2021 erzielen. Ursprünglich hatte dies bereits im laufenden Jahr der Fall sein sollen.

Für Eurowings, die durch die Übernahme von Brussels sowie eines Großteils der pleite gegangenen Rivalin Air Berlin zum drittgrößten Billigflieger Europas mit fast 200 Flugzeugen aufgestiegen war, bedeutet der Strategieschwenk eine deutliche Schrumpfung. Inzwischen plant die Sparte für das laufende Jahr nur noch mit 139 Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen. Auch die zwischenzeitlich angepeilte Übernahme der Thomas-Cook-Tochter Condor scheint auf absehbare Zeit passé./stw/mne/jha/