TORONTO (dpa-AFX) - Angesichts der Zuspitzung der Lage in Hongkong hat Bundesaußenminister Heiko Maas Bundesbürgern empfohlen, geplante Reisen dorthin gegebenenfalls zu verschieben. "Ich glaube, dass man den Menschen durchaus sagen kann, wenn sie Hongkong-Reisen planen, diese möglicherweise etwas aufzuschieben, um abzuwarten, wie sich die Dinge dort entwickeln", sagte er am Mittwoch im kanadischen Toronto.

In der einstigen britischen Kronkolonie Hongkong kommt es seit mehr zwei Monaten immer wieder zu massiven Protesten, die regelmäßig mit Ausschreitungen enden. Auslöser der Demonstrationen war ein - inzwischen auf Eis gelegter - Gesetzentwurf der Regierung zur Auslieferung mutmaßlicher Krimineller an China. In den letzten Tagen hat sich die Lage dramatisch zugespitzt. Die chinesische Führung vergleicht die Demonstranten inzwischen mit Terroristen.

"Wir beobachten das sehr besorgt", sagt Maas zu der Lage. Nach seinen Angaben leben mindestens 1000 deutsche Staatsbürger in Hongkong. Der Außenminister betonte, dass beide Seiten dazu beitragen könnten, dass die Dinge nicht weiter eskalieren. Man sei zwar gegen Gewalt von Demonstranten. "Wir glauben aber, dass die Demonstranten ihre legitimen Interessen und Rechte wahrnehmen."

Am Vortag hatte es Berichte darüber gegeben, dass China Truppen an der Grenze zu Hongkong zusammenziehe, das zwar zu China gehört, aber einen Sonderstatus mit weitgehender Eigenverwaltung hat. Wenn die Berichte zuträfen, würde das "die Gefahr einer gewalttätigen Auseinandersetzung deutlich erhöhen", hatte Maas bereits am Dienstag gesagt. "Deswegen kann man nur auf alle Seiten einwirken, sich zurückzuhalten."

Die Gewalt auf den Straßen von Hongkong sei "für uns in weiten Teilen nicht nachvollziehbar". Es sei auch ungeklärt, "wer Gewalt ausübt, ob dort Dritte im Auftrag des Staates oder der Polizei gegen Demonstranten vorgegangen sind. Bilder legen dies nahe", betonte Maas./mfi/DP/stw