Basel (awp) - Der neue MCH-Chef Bernd Stadlwieser will an der Uhren- und Schmuckmesse Baselworld festhalten. Es werde nicht nur 2020 eine weitere Ausgabe geben, sondern auch darüber hinaus, sagte er am Donnerstag an einem Treffen mit Journalisten. Für nächstes Jahr habe man mehr neue Aussteller gewinnen können, als man verloren habe.

Messe-Chef Michel Loris-Melikoff gehe verstärkt auf Schmuck- und Edelsteinaussteller zu, die man bislang vernachlässigt habe. Eine schmerzliche Absage sei diejenige des Uhrenherstellers Breitling. Einen weiteren Abgang in dieser Grössenordnung gebe es jedoch nicht. "Ich gehe davon aus, dass wir Breitling-Chef Georges Kern für 2021 wieder überzeugen können." Und auch bei Swatch gebe man nicht auf.

Keine Abschreiber für Hallen - aber für Grand Basel

Die Probleme der Baselworld waren auch ausschlaggebend für die Abschreiber auf den Messehallen in Basel. 2013 hatte MCH vor allem mit Blick auf die Uhren- und Schmuckmesse ein neues Messegebäude gebaut. Schon 2017 hatte sich allerdings die Ausstellerzahl halbiert, 2018 folgte der Abgang des grössten Ausstellers Swatch. In den letzten beiden Jahren schrieb MCH insgesamt über 230 Millionen Franken auf das Messegebäude ab, was die Gruppe in die roten Zahlen riss.

Bezüglich der künftigen Pläne für die Hallen hielt sich Stadlwieser bedeckt. Derzeit seien die Hallen in Basel und Zürich zu einem Viertel ausgelastet, das sei "nur gering unter dem Durchschnitt in Europa - die Hallen stehen nicht leer." Im Gegensatz zur MCH besässen die Mitbewerber die Infrastruktur meistens nicht selber, sondern diese gehöre der öffentlichen Hand. Man müsse sich genau anschauen, wer der beste Eigentümer für diese Hallen sei. Weitere Abschreiber seien nicht geplant, sagte Stadlwieser.

Dagegen droht noch ein Abschreiber für die Oldtimermesse Grand Basel. Diese wurde im letzten Jahr auf Eis gelegt. Daraufhin prüfte eine Taskforce Optionen für eine Neuauflage. Dem Team sei es nicht gelungen, einen Businessplan vorzulegen, der überzeuge, sagte Stadlwieser.

Deshalb sei die Grand Basel nun definitiv gestoppt. Wie gross die Abschreibung ausfalle, dürfe er noch nicht sagen. Der Grossteil sei aber schon im letzten Jahr abgeschrieben worden. Über die Zahlen des ersten Halbjahres 2019 sowie den Ausblick wird MCH am 3. September informieren.

Neue Strategie ab 2020

Insgesamt zeigte sich Stadlwieser optimistisch für die Zukunft der angeschlagenen Messebetreiberin: "Wir stehen nicht schlecht da." In den zwei Hauptbereichen, dem Messegeschäft und dem Live Marketing Geschäft, gebe es Wachstumspotenziale.

MCH steckt derzeit mitten in einer Neuausrichtung. Bis Ende Jahr soll die neue Strategie festgelegt werden. Diese solle dann Anfang des nächsten Jahres umgesetzt werden, sagte Stadlwieser. Auch um Zeit zu gewinnen, hat sich MCH bei der Neuausrichtung Hilfe bei den Unternehmensberatern von McKinsey geholt. Ob und wie viele weitere Einschnitte beim Personal anstünden, könne er noch nicht sagen: "Structure follows strategy".

Zu Jahresbeginn arbeiteten in der Schweiz rund 570 Mitarbeitende für MCH. Seit Anfang Jahr seien 50 Stellen abgebaut worden, 30 davon über Entlassungen. "Wir müssen effizienter werden", sagte Stadlwieser. Das heisse aber nicht zwingend, dass es weniger Mitarbeitende brauche. Es gehe vielmehr um die Prozesse. So gebe es etwa auch in der Beschaffung noch viel Optimierungspotenzial. "Die Schwierigkeit ist es, die Balance zu finden zwischen Restrukturierung und dem Vorwärtsgang."

Neben mehr Effizienz setzt Stadlwieser vor allem auch auf Innovation und Digitalisierung. Mit dem neu ernannten Chief Digital & Innovation Officer (CDIO) soll das Thema in der Geschäftsleitung verankert werden. Zudem soll auch die Internationalisierung vorangetrieben werden. "Das haben wir bisher verpasst."

Die Branchennachbarn in Deutschland hätten sich schon vor über 20 Jahren sehr stark im Ausland positioniert und profitierten nun vom stark wachsenden Messemarkt in Asien.

tt/jb