VENLO (awp international) - Eigentlich schien der Deal schon in trockenen Tüchern, jetzt dreht sich allerdings der Wind zugunsten des Gendiagnostik- und Biotechunternehmens Qiagen . Die Quartalszahlen fallen dank Corona-Pandemie wohl besser aus als erwartet, deshalb erwarten Experten jetzt, dass Qiagen den Deal mit dem US-Technologiekonzern Thermo Fisher Scientific nachverhandeln könnte.

Der Kurs der im MDax gelisteten Qiagen-Papiere legte im frühen Handel zu und lag zuletzt in einem etwas schwächeren Markt mit 2,85 Prozent im Plus bei 39,69 Euro.

Thermo Fisher will Qiagen eigentlich für rund zehn Milliarden Euro schlucken, das wären 39 Euro je Aktie. Darauf hatten sich die beiden Unternehmen Anfang März geeinigt. Dann nahm die Corona-Pandemie ihren Lauf und machte Qiagen zu einem der Krisengewinner. Qiagen erlebt wegen der Pandemie eine nach eigenen Worten beispiellose Nachfrage nach Corona-Testprodukten.

Vor diesem Hintergrund sieht der Finanzdienstleister United First Partners nun Qiagen unter Druck, das Angebot angesichts der Lage noch einmal zu überprüfen. Es sei zwar fraglich, ob der MDax-Konzern an dem Deal etwas ändern könne, weil damit eventuell Gebühren verbunden seien, es gebe aber andere Wege. So könnte Qiagen das Herabsetzen der Mindestannahmeschwelle von 75 Prozent des Grundkapitals verweigern - ein indirekter Hinweis, dass man das Angebot nicht mehr unterstütze.

Bereits vorher hatten Analysten angemerkt, dass das voraussichtlich gute zweite Quartal Druck auf die Amerikaner mache, ihr Angebot für Qiagen zu erhöhen. Am Donnerstagabend hatte der MDax-Konzern überraschend mitgeteilt, dass der Umsatz im zweiten Quartal bei konstanten Wechselkursen um etwa 18 bis 19 Prozent zugelegt habe. Im Vorjahr erzielte Qiagen Erlöse von 381,6 Millionen US-Dollar. Anfang Mai war Qiagen von einem Plus von mindestens 12 Prozent ausgegangen. Die starken Verkäufe von Testkits und entsprechenden Diagnostik-Plattformen hätten auch die schwächere Nachfrage in anderen Bereichen ausgeglichen.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis je Aktie (EPS) werde voraussichtlich währungsbereinigt um etwa 68 Prozent auf 0,55 bis 0,56 Dollar steigen. Anfang Mai bei den Zahlen zum ersten Quartal rechnete Qiagen mit mindestens 0,40 Dollar. Angesichts der hohen Nachfrage, die Qiagen nicht komplett bedienen kann, würden weiterhin Produktionskapazitäten für diese Produkte ausgebaut, hiess es weiter./knd/ssc/jha/