BERLIN (dpa-AFX) - Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 hat nach Einschätzung seines Chefs die Talsohle durchschritten. "Wir sind deutlich über den Tiefpunkt hinaus", sagte Max Conze "Welt am Sonntag". Der Aktienkurs des Unternehmens hatte sich in den vergangenen zwölf Monaten zwischenzeitlich nahezu halbiert. Vor der Hauptversammlung des Unternehmens am 12. Juni skizzierte Conze eine Strategie, die abnehmende lineare Fernsehreichweite durch eine steigende Digitalreichweite auszugleichen.

"Unser Unterhaltungsbereich war unterfinanziert", kommentiert der ehemalige Chef des Technologieunternehmens Dyson die Zeit vor seinem Antritt im vergangenen Jahr. Abhilfe schaffen soll die Investition in digitale Unterhaltungsformate und die Streaming-Plattform Joyn, die am 18. Juni starten soll. Ziel sei, in zwei Jahren zehn Millionen Nutzer zu erreichen.

"Wir sind gerade dabei, Magazine, Nachrichten und Sportformate für Joyn zu entwickeln", sagt Conze. Zudem setzt der Manager auf adressierbare, also auf Nutzerinteressen zugeschnittene Onlinewerbung, um die anhaltenden Rückgänge der Werbeeinnahmen zu stoppen: "Wir werden wieder mit Werbung wachsen, davon bin ich überzeugt."

Einer möglichen Übernahme durch einen Mitbewerber erteilte Conze eine Absage. "Für uns macht ein Zusammenschluss kein Sinn". Den italienischen Medienkonzern Mediaset der Familie Berlusconi, der gerade mit knapp zehn Prozent bei ProSiebenSat.1 eingestiegen ist, begrüße er aber als Investor. Denn: "Mediaset versteht, was wir tun. Die werden mit diesem Einstieg noch ordentlich Geld verdienen."/he