Nebikon (awp) - Im Aktionariat des Haustechnikanbieter Meier Tobler kommt es zu einer grossen Verschiebung. Hauptaktionär Silvan Meier übernimmt das gesamte Aktienpaket vom bisher zweitgrössten Aktionär, dem britischen Ferguson-Konzern. Den übrigen Aktionären räumt Meier indes ein Bezugsrecht zum Erwerb zusätzlicher Aktien ein.

"Der Preis für das Aktienpaket war gut", begründete VR-Präsident Silvan Meier gegenüber AWP den Transfer. "Ausserdem hängt mir die Firma am Herzen." Er sei schon länger mit Ferguson in Verhandlungen gestanden, nun sei dieses Problem gelöst und ein Klumpenrisiko falle von Meier Tobler ab.

Insgesamt wechselten 28,8 Prozent der Anteile von Meier Tobler den Besitzer, wie aus einer Medienmitteilung vom Donnerstag hervorging. Meier zahlte 8.75 Franken pro Aktie. Am Vortag schlossen diese bei 12 Franken, sind nach der heutigen Mitteilung aber deutlich unter Druck gekommen. Der neue Mehrheitsaktionär hält nun - direkt und via die Meier Capital AG - 72,7 Prozent am Unternehmen. Zuvor lag seine Beteiligung bei rund 44 Prozent.

Verhandlungen schon seit einer Weile

Dass der Abschlag auf das Paket von Ferguson gross ist, bestreitet Meier nicht. Er sei aber auch nicht "so gross", denn die Verhandlungen hätten sich schon eine Weile hingezogen und der Aktienkurs habe dabei auch schon im Bereich von 10 Franken gelegen.

Ferguson ist seit dem Zusammenschluss der Walter Meier AG mit der Tobler Haustechnik AG im April 2017 Grossaktionär der damals neu formierten Meier Tobler. In der Folge wurde ein Aktionärsbindungsvertrag zwischen Silvan Meier und seiner Meier Capital AG und Ferguson, welche damals noch Wolseley hiess, abgeschlossen.

Dass Ferguson die Beteiligung an Meier Tobler abstossen würde, war erwartet worden. Bereits im Januar 2019 hatte sich der britische Konzern von einem 10-Prozent-Paket an Meier Tobler getrennt, nachdem er im Herbst davor die Meier-Tobler Aktien in seinen Büchern abgewertet hatte. Auch damals kaufte Silvan Meier die entsprechenden Aktien. Gleichzeitig wurde damals auch der Aktionärsbindungsvertrag zwischen Meier und Ferguson aufgelöst.

Laut Meier ist Ferguson bereits überall aus dem Geschäft in Kontinentaleuropa ausgestiegen. Die Beteiligung an Meier Tobler habe nicht mehr gepasst, da sich Ferguson gänzlich auf das Geschäft in den USA fokussieren wolle.

Silvan Meier will nicht alle Aktien selbst behalten: Es sei geplant, dass alle übrigen Aktionäre Bezugsrechte zum Erwerb weiterer Aktien erhalten, hiess es in der Medienmitteilung. Dabei werde jeder Aktie ein Bezugsrecht für eine zusätzliche Aktie zum Preis von voraussichtlich 8,90 Franken gewährt. Würden alle Bezugsrechte ausgeübt werden, stiege der Free Float von Meier Tobler von derzeit 27,2 auf 54,5 Prozent.

Coronakrise belastet Unternehmen

Parallel zur Mitteilung zur Verschiebung im Aktionariat informierte Meier Tobler auch über die Auswirkungen der Massnahmen zur Einschränkung der Corona-Pandemie auf den Geschäftsgang. Konkret verzeichnete Meier Tobler in der zweiten Märzhälfte - nach einem zufriedenstellenden Start ins erste Quartal 2020 - einen Nachfragerückgang von über 20 Prozent.

Seit April habe sich die Situation aber wieder etwas stabilisiert. "Seit Ostern geht es langsam aufwärts", meinte dazu Meier. Dennoch wurde für einen Teil der Mitarbeitenden im Service, im Verkauf und in der Verwaltung Kurzarbeit eingeführt. Dadurch und dank weiteren Massnahmen könne in den Krisenmonaten April und Mai ein negativer operativer Cash Flow voraussichtlich abgewendet und auf Stufe EBITDA ein knapp positives Resultat erzielt werden, so Meier Tobler. Für das Gesamtjahr sei ein Ausblick zum heutigen Zeitpunkt dagegen noch nicht möglich.

An der Börse wurden die Nachrichten kritisch aufgenommen. So brach die Aktie in der Spitze um 15 Prozent ein, erholte sich bis am Mittag aber wieder auf ein moderateres Minus von rund 5 Prozent.

cf/jr