DARMSTADT (dpa-AFX) - Positive Währungseffekte, mehrere Meilensteinzahlungen und allgemein gut laufende Geschäfte in der Region Asien haben die Gewinne vom Spezialchemie- und Pharmakonzern Merck KGaA im zweiten Jahresviertel deutlich angekurbelt. Von April bis Juni kletterte das um Sonderposten bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um fast ein Viertel auf 1,14 Milliarden Euro, wie der im Dax notierte Konzern am Donnerstag in Darmstadt mitteilte. Unter dem Strich kam mit 471 Millionen Euro ein fast doppelt so hoher Gewinn wie im Vorjahr heraus.

An der Börse kam das Zahlenwerk bereits gut an: Zum Handelsstart legte der Aktienkurs um 1,99 Prozent auf 94,40 Euro zu. Die Ergebnisse seien wie erwartet stark ausgefallen, fasste JPMorgan-Analyst Richard Vosser in einer ersten Einschätzung zusammen. Er rechnet im Tagesverlauf mit einem moderaten Kursplus.

Insgesamt verzeichnete der Konzern in allen drei Sparten ein Umsatzwachstum. Das größte Plus lieferte dabei erneut die Laborsparte mit mehr als zehn Prozent Erlösplus. Den allergrößten Teil davon schaffte die Sparte aus eigener Kraft, vor allem weil es im Bereich Process Solutions besonders gut lief. Hier bietet Merck Dienstleistungen und Produkte rund um die Arzneimittelherstellung an. Der Verkauf des Durchflusszytometrie-Geschäfts wirkte sich nur geringfügig negativ aus.

Im Pharmageschäft verhalfen dem Konzern mehrere Meilensteinzahlungen sowie eine Zulassung des Multiple-Sklerose-Mittels Mavenclad in den USA zu einem Umsatz- und Ergebnissprung. Durch den US-Marktstart verdreifachten sich die Erlöse mit dem Medikament auf 61 Millionen Euro, was nur leicht unter den Konsensschätzungen der Analysten lag. Eine weitere US-Zulassung für das Nierenkrebs-Mittel Bavencio in Kombination mit dem von Pfizer entwickelten Wirkstoff Axitinib als Erstlinientherapie brachte den Darmstädtern zudem eine Meilensteinzahlung von rund 35 Millionen Euro ein. Hinzu kamen weitere Zahlungen vom britischen Forschungspartner Glaxosmithkline und von Biomarin Pharmaceutical.

Eine für Merck dieses Mal günstige Währungsentwicklung sorgte auch in der aktuellen Problemsparte mit den Spezialmaterialien für ein leichtes Umsatzplus. Der Konzern hat in dem Bereich seit einiger Zeit vor allem mit der wachsenden Konkurrenz aus Asien aber auch mit einer allgemeinen Marktschwäche zu kämpfen. Organisch sanken die Erlöse. Merck will in diesem Bereich durch eine verstärkte Ausrichtung auf die Halbleiter- und Elektronikindustrie die Kurve kriegen und hatte zu dem Zweck jüngst den US-Halbleiterzulieferer Versum sowie den kalifonrischen Materialspezialisten Intermolecular gekauft. Beide Transaktionen sollen laut Plan noch im zweiten Halbjahr 2019 über die Bühne gehen, wobei unter anderem die Wettbewerbsbehörden noch grünes Licht erteilen müssen.

Konzernweit zogen die Umsätze um rund sieben Prozent auf vier Milliarden Euro an. Analysten hatten mit etwas weniger gerechnet. Den Ausblick bestätigte das Management: So sollen die Umsätze im laufenden Geschäftsjahr unverändert moderat um drei bis fünf Prozent auf 15,3 bis 15,9 Milliarden Euro steigen. Das bereinigte Ebitda soll auf 4,15 bis 4,35 Milliarden Euro zulegen, nach 3,8 Milliarden ein Jahr zuvor./kro/bgf/jha/