(neu: aktualisierte Kurse, weitere Analystenstimmen, mehr Hintergrund)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die geplante Veräußerung der Supermarktkette Real kommt bei den Anlegern des Handelskonzerns Metro weiter gut an. Einen Geschäftsbereich zu verkaufen, der ständig nur enttäusche, sorge wohl kaum für schlechte Stimmung, kommentierte Analyst Bruno Monteyne von Bernstein Research. Bei einem Jahresumsatz von Real von rund 7 Milliarden Euro dürfte allerdings ein Komplettverkauf die Kartellbehörden auf den Plan rufen, gab DZ-Bank-Analyst Herbert Sturm zu bedenken.

Am späten Freitagvormittag standen die Metro-Papiere im kaum veränderten MDax noch 1,65 Prozent höher bei 13,895 Euro. Im frühen Handel hatten sie sogar um fast 3 Prozent auf 14,07 Euro zugelegt und damit den höchsten Stand seit April erreicht, als eine Gewinnwarnung die Aktie hatte abstürzen lassen. In den Wochen danach war es bis Juli auf ein Tief von gut 10 Euro abwärts gegangen - auf den tiefsten Stand seit der Aufspaltung des Metro-Konzerns vor gut einem Jahr.

Die Metro AG hatte sich seinerzeit aufgeteilt in das Geschäft mit Unterhaltungselektronik (Media Markt und Saturn) unter dem Namen Ceconomy einerseits und der im Wesentlichen aus dem Großhandel Cash & Carry sowie der Supermarktkette Real bestehenden Metro mit Fokus auf den Lebensmittelhandel andererseits. Am ersten Tag des Börsengangs im Juli 2017 war die neue Metro-Aktie mit einem Kurs von 20 Euro gestartet.

Anfang August sprang der Aktienkurs dann angesichts positiv aufgenommener Geschäftszahlen und ermutigender Signale für das schwach laufende Russland-Geschäft nach oben. Vor gut zweieinhalb Wochen gab es den nächsten Schub, als die Familie Haniel als Großaktionär teilweise ausgestiegen war und die Anteile dem tschechischen Investor und Milliardär Daniel Kretinsky verkauft hatte. Analysten wie Andrew Porteous von der britischen Investmentbank HSBC vermuteten bereits damals, dass Kretinsky bei Metro auf durchgreifende Veränderungen drängen dürfte. Auch eine Komplettübernahme durch Kretinsky wurde am Markt nicht ausgeschlossen.

Probleme bei Real und die Schwäche in Russland hatten zuletzt deutliche Spuren in der Metro-Bilanz hinterlassen. Im dritten Quartal sank der Umsatz des Handelsriesen um 3,7 Prozent auf knapp 9 Milliarden Euro. Der Nettogewinn schmolz um 23,3 Prozent auf 57 Millionen Euro zusammen. Nun wollen sich die Düsseldorfer ganz auf ihr Großhandelsgeschäft konzentrieren, wie der Konzern am Donnerstagabend mitteilte. Der Vorstand habe beschlossen, einen Verkaufsprozess für Real einzuleiten.

Analystin Fabienne Caron von Kepler Cheuvreux sieht eine Trennung von der Problemsparte für Metro zwar positiv. Gleichzeitig ist sie aber skeptisch, ob ein Käufer für Real als Ganzes gefunden werden könne. Kaufland könnte an einigen Märkten interessiert sein, ebenso Globus. Letztlich werde es wohl auf den Verkauf einiger Standorte und die Schließung von anderen hinauslaufen.

"Der Verkauf ist die richtige strategische Entscheidung", sagte ein Händler. Ein anderer verwies darauf, dass bei Real vor allem die Kosten ein Risikofaktor seien. Aus Sicht vieler Marktakteure zähle Real nicht zum Kerngeschäft, folglich sei der Verkauf sinnvoll. Mit dem jüngsten Einstieg des Aktionärs EPGC um Daniel Kretinsky sei ein solcher Schritt deutlich wahrscheinlicher geworden./ajx/bek/stw