"Wir halten die Offerte von 16 Euro pro Stammaktie für fundamental zu niedrig", sagte Metro-Chef Olaf Koch am Mittwoch. Grundsätzlich lehne er eine Übernahme aber nicht ab. Doch werde Metro "im Hinblick auf Ertragskraft und Wertperspektive erheblich unterbewertet", kritisierten Vorstand und Aufsichtsrat in einer gemeinsamen Stellungnahme. Diese Ansicht teilen Koch zufolge auch die Vertreter von zwei Großaktionären im Aufsichtsrat - und deren Aktien benötigt Kretinsky, wenn er mit seinem Angebot erfolgreich sein will. Auf dem Konzern könnten nach einer Übernahme hohe Schulden lasten, warnte Koch. Kretinskys Investmentgesellschaft EPGC wies die Kritik zurück. Der Angebotspreis sei "sehr attraktiv", die Kapitalstruktur für das Angebot solide.

Kretinsky, der im vergangenen Jahr zusammen mit seinem Investment-Partner Patrik Tkac bei Metro eingestiegen war, will den Konzern nun übernehmen. Seine über EPGC vorgelegte, insgesamt rund 5,8 Milliarden Euro schwere Übernahme-Offerte läuft noch bis zum 7. August. Er hat sie an eine Mindestannahmeschwelle von 67,5 Prozent der Stammaktien geknüpft. Die 16 Euro pro Aktie entsprächen einer Prämie von 34,5 Prozent für die Aktionäre - allerdings nicht auf Basis des aktuellen Aktienkurses. Vielmehr gelte dies für die Zeit vor dem Einstieg der EPGC am 24. August 2018. Die Metro-Stammaktie, die Anfang August 2018 noch bei Kursen um elf Euro dümpelte, profitierte dann auch von Übernahmespekulationen und notierte am Nachmittag bei 15,36 Euro.

Vorstand und Aufsichtsrat der Metro sehen das Angebot nicht als attraktiv an. "Wir halten den von EPGC offerierten Preis für nicht angemessen und empfehlen unseren Aktionären, das Angebot nicht anzunehmen", erklärte Koch. "Der gebotene Preis ist auch aus Sicht des Aufsichtsrats nicht angemessen", betonte Aufsichtsratschef Jürgen Steinemann.

Koch hatte in den vergangenen Jahren im weit verzweigten Metro-Reich aufgeräumt. Der Warenhaus-Konzern Kaufhof wurde verkauft, die Elektromärkte Media Markt und Saturn abgespalten und die Schulden um rund fünf Milliarden Euro gedrückt. Aktuell will Koch die Supermarktkette Real und Teile des China-Geschäfts verkaufen, über eine Milliarde Euro soll dies in die Kassen spülen. Koch will Metro auf das Geschäft rund um den Großhandel konzentrieren und verspricht den Aktionären rosige Wachstumsperspektiven. Im dritten Quartal habe Metro etwa deutlich zugelegt.

Kretinsky hat sich indes bereits knapp 33 Prozent der Metro-Stammaktien gesichert. Vorstand und Aufsichtsrat der Metro meldeten aber Zweifel an, dass er sein Ziel von 67,5 Prozent der Stammaktien erreicht: "Solange zwei wesentliche Großaktionäre das Angebot nicht annehmen, erscheint die Mindestannahmeschwelle sehr ambitioniert", hieß es in der Metro-Stellungnahme. Die Beisheim Holding und die Meridian Stiftung, die insgesamt über 20 Prozent der Anteilsscheine halten, schweigen sich bislang zum Angebot aus. Koch zufolge stimmte der Aufsichtsrat geschlossen - also mit den Vertretern der beiden Großaktionäre - für die Einschätzung, dass die Offerte nicht ausreiche. Der Vertreter der Duisburger Familienholding Haniel im Aufsichtsrat war deren Angaben zufolge nicht an der Entscheidung beteiligt. Haniel hat sich bereits hinter Kretinsky gestellt.

Koch fürchtet, dass EPGC weite Teile des Geldes für die Offerte über Kredite finanziert. Metro müsse dann Zinszahlungen und neue Schulden schultern. EPGC verwies dagegen darauf, dass die Gesellschaft über ein Eigenkapital von bis zu 2,5 Milliarden Euro verfüge. Kretinsky betonte erneut, er wolle Metro "eine erfolgreiche, langfristige Wachstumsstrategie" ermöglichen. Die Düsseldorfer würden von einer "klaren Aktionärs- und Führungsstruktur profitieren". Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen: EPGC erklärte, man begrüße die Bereitschaft des Metro-Managements, den Dialog mit allen Aktionären fortzusetzen.