DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Abschreibungen auf die Supermarkttochter Real haben den Handelskonzern Metro im zweiten Geschäftsquartal tief ins Minus gedrückt. Unter dem Strich belief sich der Verlust per Ende März auf 459 Millionen Euro, wie der Konzern am Donnerstag in Düsseldorf mitteilte. Am Vorabend hatte Metro exklusive Verkaufsgespräche für Real mit dem Hamburger Immobilienkonzern Redos angekündigt. Im Rahmen des fortgeschrittenen Prozesses schrieb der Konzern daraufhin 385 Millionen Euro ab. Die Jahresprognose wurde dennoch bekräftigt. Die Aktie sank am Mittag um fast 4,5 Prozent.

Der vorläufige Plan sieht vor, Real als Ganzes an ein Konsortium um Redos zu veräußern, hatte Metro mitgeteilt. Der Konzern hat sich auf großflächige Einzelhandelsimmobilien in Deutschland spezialisiert. Redos verwaltet dabei 74 Objekte mit einem Wert von mehr als 2,5 Milliarden Euro. Wer zu dem Konsortium gehört, das Redos unterstützt, wollte Konzernchef Olaf Koch in einer Telefonkonferenz nicht sagen. Presseberichten zufolge sollen der Immobilieninvestor ECE sowie Morgan Stanley mit im Boot sein.

Die Transaktion kann jedoch noch scheitern. Ein Verkaufsvertrag gebe es noch nicht, so Koch. Real steht dabei offenbar vor einer ungewissen Zukunft. Koch erklärte, es gebe Pläne, Real nach einem Verkauf "auf den Kern" zurückzuschmelzen - ohne jedoch näher ins Detail zu gehen. Real kommt aktuell auf etwa 280 Filialen. "Es wird zu Abgaben kommen", räumte der Metro-Chef ein. Details der Neuausrichtung sollten jedoch gemeinsam mit der Geschäftsführung von Real ausgearbeitet werden.

Wie viele Filialen auf der Kippe stehen, ob diese geschlossen oder vielleicht an andere Händler weiterverkauft werden könnten - dies alles ließ Koch offen. Die Standorte würden einer gründlichen Überprüfung unterzogen, sagte er lediglich. Real ist seit Jahren das Sorgenkind von Metro. Der Konzern will sich von dem seit langem Verluste schreibenden Geschäft trennen und sich ganz auf den Großhandel konzentrieren. Für einen Käufer aus der Handelsbranche ist eine Übernahme jedoch aus kartellrechtlichen Gründen schwierig. Das Supermarktgeschäft gilt ohnehin als stark konzentriert. Es halten sich jedoch hartnäckig Spekulationen, Händler wie Kaufland oder Edeka könnten an einzelnen Filialen interessiert sein.

Metro soll - ein positiver Geschäftsabschluss vorausgesetzt - mit etwas weniger als 25 Prozent am operativen Geschäft von Real beteiligt bleiben - mindestens für drei Jahre. Das finanzielle Risiko durch die Real-Beteiligung nannte Finanzvorstand Christian Baier in der Telefonkonferenz "begrenzt". Real wird durch die Transaktion mit 1 Milliarde Euro bewertet, Redos übernehme die Verbindlichkeiten. Durch den Verkauf sollen Metro 500 Millionen Euro zufließen.

Real kämpfte auch im zweiten Quartal mit Umsatzrückgängen. Der Umsatz sank im zweiten Quartal um gut 6 Prozent. Grund waren Standortschließungen sowie ein in diesem Jahr spätes Osterfest, das zu Umsatzverschiebungen führte. Der Metro-Konzern erhöhte seine Umsätze leicht um 0,2 Prozent auf knapp 6,8 Milliarden Euro, belastet wurden die Erlöse dabei von negativen Wechselkurseffekten und dem späten Osterfest.

Das derzeit problematische Russlandgeschäft verzeichnete weiter sinkende Erlöse. Hier hatte Metro zuletzt unter anderem mit Preissenkungen reagiert, die Maßnahmen griffen jedoch etwas langsamer als erwartet. Metro-Chef Koch will mit weiteren Preissenkungen reagieren, um das Geschäft anzukurbeln. Wann der für Metro wichtige russische Markt wieder zu Wachstum zurückkehrt, wollte er nicht nicht sagen. Der Manager geht jedoch davon aus, dass das Geschäft nicht weit davon entfernt ist, auf flächenbereinigter Basis ins Positive zu drehen.

Das asiatische Geschäft wuchs hingegen weiter robust. China etwa sei "eine Perle" - allerdings entfällt das Geschäft in dem Land überwiegend auf den Einzelhandel, was der Strategie Metros, sich auf den Großhandel zu konzentrieren, widerspricht. Metro ist daher auf Partnersuche für den Bereich. Die Gespräche liefen gut, die Zahl der potenziellen Interessenten habe positiv überrascht, so Koch, der jetzt in weitere Gespräche einsteigen will. Nähere Details soll es zum dritten Quartal geben./nas/elm/fba