"In Russland wird das Geschäft auch im laufenden Geschäftsjahr herausfordernd sein", räumte Konzernchef Olaf Koch am Donnerstag in Düsseldorf ein. Die Stimmung der Verbraucher dort sei schlecht, die Kaufkraft steige nicht. Auch wegen der Probleme in Russland rechnet Koch für das Großhandelsgeschäft im neuen Geschäftsjahr 2019/20 nur mit einem stagnierenden operativen Gewinn von rund einer Milliarde Euro. Bei den Anlegern kam dies nicht gut an: Metro-Aktien gaben bis zum Mittag um über drei Prozent auf 13,88 Euro nach.

Doch für die Zukunft versprach Koch erneut Besserung: Binnen drei Jahren solle der operative Gewinn auf knapp 1,2 Milliarden Euro steigen. Diese Zahl hatte Metro indes bereits in der alten Aufstellung erreicht. Doch der Konzern-Chef setzt auf das Geschäft mit Hoteliers und Gastronomen, in dem stark fragmentierten Markt sieht er großes Wachstumspotential. Auch deshalb ist für die Supermarktkette Real kein Platz mehr unter dem Metro-Dach. Koch will den Verkauf nach langen Verhandlungen Anfang 2020 endgültig unter Dach und Fach bringen.

In Russland muss Metro im laufenden Geschäftsjahr 2019/20 voraussichtlich erneut Federn lassen. Koch rechnet hier mit einem Ergebnisrückgang zwischen 20 und 30 Millionen Euro, im vergangenen Jahr waren es rund 40 Millionen Euro. Er will dies in Deutschland und Westeuropa ausgleichen, um 2019/20 das Ebitda des Vorjahres zu erreichen. Kosten für ein Sparprogramm in Höhe von 60 bis 80 Millionen werden den Konzern aber zusätzlich belasten - sie sind in der Prognose nicht eingerechnet. Koch und Finanzchef Christian Baier äußerten sich nicht dazu, wie viele Stellen der Konzern nach dem Abschied von Real streichen will. "Dann sind wir sortenreiner Großhändler", sagte Koch.

Der Metro-Chef sieht die Zukunft im Geschäft mit Gastronomen und Hoteliers. "Unser Ursprung ist der Großhandel, und im Großhandel liegt unsere Zukunft", unterstrich er. Auf dem Weg zum Großhandelskonzern hatte er unter anderem der Warenhaus-Tochter Kaufhof und den Elektronikmärkten Media Markt und Saturn den Laufpass gegeben. In den kommenden Monaten kommt aber noch viel Arbeit auf Koch zu. Er will die vor über einem Jahr ins Schaufenster gestellte Supermarktkette Real endlich losschlagen. Aktuell verhandelt Koch mit einem Konsortium aus dem Immobilieninvestor X+Bricks sowie der SCP Group über die Zukunft von Real. Er sei sich sicher, dass es bis Ende Januar eine Einigung geben werde. Der Plan des Konsortiums sieht auch den Verkauf und die Schließung von Filialen der mit sinkenden Umsätzen und Verlusten kämpfenden Kette vor. Die Trennung vom Geschäft in China will Koch 2020 endgültig über die Bühne bringen. Insgesamt sollen über 1,5 Milliarden Euro aus den Transaktionen in die Kassen des Düsseldorfer Konzerns fließen.

Zudem könnte Metro Ziel eines neuen Übernahme-Versuchs des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinksy werden. Dieser war mit einem ersten Anlauf am Widerstand des Managements und anderer Großaktionäre gescheitert, hatte seinen Anteil aber jüngst auf 29,9 Prozent aufgestockt und liegt nun in Lauer-Stellung. Metro stehe in einem "konstruktiven Dialog" mit Kretinsky, sagte Koch. Dieser will auch bald Vertreter in den Metro-Aufsichtsrat entsenden und damit seinen Einfluss stärken.