Morphosys wolle bei der europäischen Gesundheitsbehörde EMA einen Zulassungsantrag für das Krebsmittel MOR 208 stellen und diesen bis Mitte 2020 abschließen, teilte die Gesellschaft am späten Dienstagabend mit. Eine entsprechende Absichtserklärung sei bereits bei der Behörde eingereicht worden, mit einer Zulassung sei dann frühestens im Jahr 2021 in Europa zu rechnen. Bei Anlegern kam die Nachricht gut an: Morphosys-Aktien stiegen am Mittwoch zeitweise um gut zehn Prozent auf 114,60 Euro und damit so stark wie noch nie in diesem Jahr. Im Nebenwerteindex MDax führten sie mit Abstand die Gewinnerliste an.

MOR208 wäre das erste Medikament, das Morphosys selbst auf den Markt bringt. Das Unternehmen hatte vor kurzem positive Studienergebnisse mit dem Antikörper vorgelegt, der in Kombination mit einem anderen Krebsmedikament bei Patienten mit diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom - einer bösartigen Erkrankung des lymphatischen Systems - getestet wurde. Morphosys hatte bereits angekündigt, bis Ende des Jahres einen Zulassungsantrag für die Arznei bei der US-Gesundheitsbehörde FDA einreichen zu wollen. Die Analysten von JP Morgan bewerteten die Pläne für eine Zulassung auch in Europa als sehr positiv.

Der scheidende Vorstandschef Simon Moroney, der im September nach 20 Jahren an der Unternehmensspitze von Jean-Paul Kress abgelöst wird, zeigte sich zuversichtlich. Im zweiten Quartal habe das Unternehmen in vielen Bereichen "ausgezeichnete Fortschritte" erzielt. Der Umsatz kletterte auf 34,7 Millionen von 8,1 Millionen Euro vor Jahresfrist. Dazu trug vor allem eine Zahlung über 22 Millionen Euro aus einer Partnerschaft mit dem britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline bei, dank der Morphosys im Juli seine Jahresziele erhöhen konnte. Der operative Verlust (Ebit) sank auf 5,7 von gut 24 Millionen Euro.