(neu: zusätzliche Jobs, aktualisierter Aktienkurs, Kursziele)

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Probleme beim Antrieb des Airbus-Mittelstreckenjets A320neo haben den Triebwerksbauer MTU zum Jahresstart nicht aus der Spur gebracht. Umsatz und Gewinn legten im ersten Quartal überraschend deutlich zu. "Mit diesen Ergebnissen halten wir Kurs auf unsere Jahresziele, die wir heute bestätigen", sagte Vorstandschef Reiner Winkler bei der Vorlage der Zwischenbilanz am Donnerstag in München. Auch wegen der starken Nachfrage nach den "neo"-Triebwerken will MTU zusätzliche Mitarbeiter einstellen.

An der Börse lösten die Nachrichten eine Berg- und Talfahrt aus. Am Nachmittag lag die MTU-Aktie mit 0,74 Prozent im Minus bei 147 Euro und gehörte damit zu den schwächeren Werten im MDax. Von ihrem historischen Verlaufshoch von 156,80 Euro im Januar ist sie damit weiterhin ein gutes Stück entfernt. Von dpa-AFX ausgewertete Analysen schätzen die künftige Entwicklung der MTU-Papiere sehr unterschiedlich ein. Ihre Kursziele reichen von 126 bis 175 Euro.

Nach neuem Ärger um die Getriebefan-Triebwerke für den Airbus-Verkaufsschlager A320neo hatten Analysten auch bei MTU mit einem schwächeren Start ins Jahr gerechnet. Die Münchner bauen an dem Antrieb der United-Technologies-Tochter Pratt & Whitney (P&W) mit, der bei etwa jedem zweiten A320neo-Jet zum Einsatz kommt. MTU baut die Triebwerke auch in einer eigenen Endfertigungslinie zusammen.

Wegen drohender Triebwerksausfälle hatte P&W die Auslieferungen neuer Antriebe im Februar aber vorübergehend eingestellt, um eine erst seit Ende 2017 verwendete problematische Dichtung zu ersetzen. Airbus musste dadurch massenhaft fast fertige Flugzeuge zwischenlagern und dadurch im ersten Quartal einen Umsatzrückgang hinnehmen. Erst seit April liefert Pratt wieder einwandfreie Triebwerke des Typs an Airbus.

Trotzdem ging es bei MTU im ersten Quartal aufwärts. Die Münchner erzielten einen Umsatz von 1,02 Milliarden Euro, knapp fünf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der operative Gewinn legte um fast elf Prozent auf 175 Millionen Euro zu. Der bereinigte Überschuss kletterte um gut zehn Prozent auf 123 Millionen Euro, der tatsächliche Nettogewinn um ein Prozent auf 106 Millionen Euro. Damit schnitt MTU durchweg besser ab als von Analysten erwartet.

Besonders im Geschäft mit Antrieben für neue Flugzeuge stieg der operative Gewinn deutlich - nämlich um mehr als 17 Prozent. Der Umsatz in diesem Bereich legte nur um knapp 11 Prozent zu. Der neue Finanzchef Peter Kameritsch begründete das mit einem veränderten Geschäftsmix. Triebwerkshersteller verdienen mit neuen Turbinen typischerweise eher wenig Geld. Ihre Gewinne fahren sie vor allem mit dem Verkauf von Ersatzteilen und der Wartung ein. Starke Zuwächse beim Verkauf neuer Triebwerke drücken daher eher auf die Margen.

Für das Gesamtjahr behält der Vorstand seine Prognosen bei. Im laufenden Jahr will MTU-Chef Winkler den Umsatz aus dem Triebwerksverkauf um rund 30 Prozent ankurbeln. Die Wartungssparte soll ihre Erlöse in US-Dollar im hohen Zehner-Prozentbereich steigern, das Militärgeschäft dürfte nach Ansicht des Vorstands auf dem Niveau von 2017 stagnieren.

Wegen der starken Triebwerks-Nachfrage will MTU die Produktionskapazitäten aufstocken. Insgesamt wolle der Konzern in diesem Jahr rund 500 Mitarbeiter einstellen, sagte Winkler. Ein Teil davon entfällt laut einer Sprecherin auf freiwerdende Stellen, ein Teil auf zusätzliche Jobs - auch in Deutschland. In den ersten drei Monaten des Jahres stieg die Zahl der MTU-Beschäftigten schon von 8846 auf 9036.

Für den operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) und den bereinigten Überschuss stellt Winkler weiterhin moderate Steigerungen in Aussicht. Für das bereinigte Ebit, das nach neuer Rechnungslegung im Vorjahr bei 576 Millionen Euro lag, hatte er im Februar eine Zielspanne von 600 bis 620 Millionen Euro genannt. Analyst David Perry von der US-Bank JPMorgan erinnerte daran, dass die MTU-Führung für ihre eher konservativen Prognosen bekannt ist. Daher sieht er für den weiteren Jahresverlauf Spielraum für Anhebungen.

Der Konzern hat seine Rechnungslegung ab 2018 wie viele Unternehmen an die neuen Vorschriften (IFRS 15) angepasst. Dadurch werden etwa Umsätze nicht mehr nach Listenpreisen erfasst und Zahlungen an Kunden anders verbucht. Vor allem die ausgewiesenen Umsätze fallen dadurch deutlich geringer aus als in den Vorjahren./stw/tos/he