(neu: Schlusskurs, Tief bei knapp 180 Euro)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Auswirkungen von Großschäden haben am Mittwoch die Anleger von Munich Re verschreckt. Diese quittierten die vorgelegten Zahlen des Rückversicherers mit einem Minus von 2,1 Prozent auf 183,80 Euro, womit die Aktien zu den größten Dax-Verlierern zählten. Zwischenzeitlich hatten sie bei 179,95 Euro sogar ihren tiefsten Stand seit Anfang Juli erreicht.

Analysten werteten das Quartalsergebnis der Münchner als "etwas enttäuschend" und schwach auf operativer Ebene. Beim Betriebsergebnis habe der Konzern die Erwartungen verfehlt, betonte etwa Vikram Gandhi von der Societe Generale. Er begründete dies "einzig und allein" mit schwachen Ergebnissen im Bereich der Schaden- und Unfall-Rückversicherung.

Laut Analyst Thorsten Wenzel von der DZ Bank hatten unerwartet hohe Belastungen in diesem Geschäft im zweiten Quartal eine hohe kombinierte Schaden-Kosten-Quote zur Folge. Sie war von 93,9 auf 102,0 Prozent gestiegen, weil die Großschäden teurer als erwartet zu Buche schlugen. Für Michael Huttner von JPMorgan hat die Quote die Erwartungen sogar deutlich verfehlt. Munich Re nannte als Grund dafür einen hohen Bauschaden am Wasserkraftwerk Hidroituango in Kolumbien.

Die übrigen Kennziffern des Rückversicherers waren laut Huttner etwas besser als gedacht. Abgefedert wurden die Schadensbelastungen vor allem von einem Gewinnsprung in der Leben- und Kranken-Rückversicherung, die ihr Ergebnis mehr als verdoppelte. Beim Gewinn traf Munich Re denn auch die Erwartungen. Auch hier fanden Analysten aber ein Haar in der Suppe: Laut dem DZ-Experten Wenzel war dies nur wegen einer niedrigen Steuerquote der Fall.

Lob gab es aber für die Kapitalseite, die Olivier Pauchaut von Bryan Garnier als wichtiges Standbein für die Aktie bezeichnete. Mit einem Anstieg auf 250 Prozent lag die Eigenmittelausstattung seiner Einschätzung nach über dem üblichen Rahmen. Er rechnet daher damit, dass der Konzern seine Kapitalstärke weiterhin für Aktienrückkäufe nutzen wird.

Trotz der überraschend hohen Großschäden sieht sich der Rückversicherer in diesem Jahr auf einem guten Weg. "Mit einem Halbjahresgewinn von 1,6 Milliarden Euro liegen wir sehr gut auf Kurs, um unser Gewinnziel von 2,1 bis 2,5 Milliarden Euro für das Gesamtjahr zu erreichen", sagte Munich-Re-Chef Joachim Wenning in München. Eine Meinung, die auch diverse Analysten nach dem schwachen operativen Abschneiden immer noch teilen. Darunter Philipp Häßler vom Analysehaus Equinet und Goldman-Experte Sami Taipalus. Wenning geht derzeit sogar vom oberen Bereich der Spanne aus.

Im bisherigen Jahresverlauf bleiben die Aktien von Munich Re durch die Verluste vom Mittwoch im Niemandsland des Dax. Das bisherige Jahresplus schmolz auf nur noch 0,3 Prozent dahin, womit sie sich aber immerhin etwas besser schlägt als der Leitindex selbst. Er liegt in diesem Jahr bislang mit mehr als 2 Prozent im Minus./tih/stw/she/he