MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Rückversicherer Munich Re rechnet nach hohen Katastrophenschäden im Sommerquartal auch für den Rest des Jahres mit hohen Belastungen. Angesichts von Taifun "Hagibis" in Japan sowie Tornados und Waldbränden in den USA dürfte das vierte Quartal sehr schadenträchtig werden, sagte Finanzvorstand Christoph Jurecka am Donnerstag in München. Für konkrete Zahlen sei es zwar noch zu früh. Allerdings sieht Jurecka die Munich Re weiterhin auf Kurs, ihr Gewinnziel von 2,5 Milliarden Euro in diesem Jahr zu übertreffen.

An der Börse konnten die Aussagen und die endgültigen Quartalszahlen nicht ganz überzeugen. Die Aktie der Munich Re verlor 0,20 Prozent an Wert auf 251,20 Euro und gehörte damit zu den schwächeren Werten im Dax.

Die Quartalszahlen des Rückversicherers hinterließen insgesamt einen leicht negativen Eindruck, schrieb Branchenexperte Sami Taipalus von der US-Investmentbank Goldman Sachs. Dass Geschäft sei eher durchwachsen gelaufen, und es gebe Druck auf die Finanzstärke.

Im dritten Quartal konnte die Munich Re hohe Katastrophenschäden mithilfe hoher Gewinne aus Finanz- und Währungsgeschäften abfedern. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Gewinn von 884 Millionen Euro und damit 75 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Konzern hatte schon Mitte Oktober einen Gewinn in dieser Größenordnung gemeldet und angekündigt, dass er das Gewinnziel in diesem Jahr voraussichtlich übertreffen wird.

Wegen der Zerstörungen durch Hurrikan "Dorian" in der Karibik und den USA sowie Taifun "Faxai" in Japan reichten die Beitragseinnahmen der Munich Re in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung im dritten Quartal jedoch nicht aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote lag mit 104,7 Prozent deutlich über der kritischen 100-Prozent-Marke.

Insgesamt summierten sich die Großschäden bei den Münchnern in den drei Monaten auf 981 Millionen Euro, fast zwei Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Vor allem "Dorian" und "Faxai" schlugen mit 360 Millionen und 380 Millionen Euro teuer zu Buche.

Zu der erwarteten Belastung der Munich Re durch das Flugverbot für Boeings Mittelstreckenjet 737 Max wollte Jurecka nichts mehr sagen. Der Fall Boeing werde teurer, als alle angenommen hätten, sagte der Manager. Nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten müssen alle Flugzeuge des Typs weltweit am Boden bleiben. Auch die Auslieferung neuer Maschinen ist gestoppt. Wann das Verbot aufgehoben wird, ist noch offen. Jurecka hatte den Schaden für die Munich Re im Mai auf maximal 150 Millionen Euro beziffert.

Eher glimpflich kam die Munich Re offenbar bei der Pleite des Reisekonzerns Thomas Cook (Neckermann Reisen, Bucher, Öger Tours) davon. Der Schaden für den Rückversicherer sei nicht der Rede wert, erklärte Jurecka. Der kleinere Rivale Hannover Rück muss für diesen Fall hingegen tief in die Tasche greifen und hat dafür gut 112 Millionen Euro zur Seite gelegt. Der Konzern hat Erstversicherer wie den Schweizer Zurich-Konzern rückversichert, die im Zuge des Insolvenzschutzes bei Pauschalreisen für die Rückholung gestrandeter Thomas-Cook-Urlauber und die Entschädigung für ausgefallene, aber schon bezahlte Reisen geradestehen müssen.

Die Munich Re blickt unterdessen hohen Naturkatastrophenschäden im vierten Quartal entgegen. Taifun "Hagibis" werde voraussichtlich noch teurer als "Dorian" und "Faxai", hieß es. Nach Einschätzung des auf Risikoanalysen spezialisierten Versicherungsdienstleisters AIR Worldwide dürften sich die versicherten Schäden auf 8 bis 16 Milliarden US-Dollar (7 bis 14 Mrd Euro) belaufen. Nach den immensen Versicherungsschäden durch Buschbrände in Kalifornien Ende 2018 rechnet Jurecka auch in diesem Jahr wieder mit hohen Belastungen. Seit Oktober brennt es wieder in dem Land an der US-Westküste./stw/mne/mis