Vevey (awp) - Im Kampf gegen den gross angelegten Stellenabbau im Informatikbereich des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé haben die Gespräche der Schweizer Angestellten mit der Geschäftsleitung am Freitag einige Fortschritte gebracht. Nestlé habe neue Vorschläge für den Sozialplan für die 450 vom Jobabbau Betroffenen gemacht, sagte ein Personalvertreter im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.

Aber der Ausgang der Verhandlungen sei weiterhin ungewiss. Die zweistündigen Gespräche seien von gegenseitigem Verständnis geprägt gewesen, aber in der Form seien einige Bestandteile inakzeptabel, sagte der Mitarbeitervertreter.

Die Nestlé-Geschäftsleitung habe ihren Vorschlag für einen Sozialplan präsentiert. Dieser sei endgültig, habe es geheissen. Den Plan könne man nur akzeptieren oder sein lassen. Der Vorschlag werde jetzt im Detail von den Personalvertretern analysiert, die ihn am Montag in einer Versammlung den Betroffenen zur Abstimmung vorlegen würden. Die Abstimmung sei geheim, hiess es weiter. Das Ergebnis solle am kommenden Freitagnachmittag vorliegen.

Je nachdem, wie die Vorschläge präsentiert würden, könne das Abstimmungspendel in die eine oder andere Richtung ausschlagen. Der Teufel stecke im Detail. Die 450 Menschen, die ihren Arbeitsplatz verlieren würden, seien sehr unterschiedlich, sowohl in Bezug auf das Alter als auch auf die Nationalität.

Grosser Druck von Nestlé

"Nestlé übt großen Druck auf uns aus", sagte der Personalvertreter. Aber gleichzeitig spüre man die Bereitschaft des Konzerns, die Angelegenheit beizulegen. So habe Nestlé als zusätzliche Geste Hilfe bei der Suche nach einem neuen Job angeboten.

Ende Mai hatte Nestlé angekündigt, seine weltweite Informatik umzubauen und dabei das Technologiezentrum in Barcelona und an anderen Standorte besser zu nutzen. Ursprünglich war vorgesehen, dass durch den Umbau rund 500 Informatikstellen aus Vevey, Lausanne und Bussigny ins Ausland verlagert werden.

Im Rahmen des Konsultationsverfahrens wurde dann Ende August entschieden, dass 50 Mitarbeiter weniger, also noch 450, in der Schweiz ihre Stelle verlieren. Damit würden noch 150 der insgesamt 600 Arbeitsplätze erhalten bleiben.

200 Stellen in Spanien und Italien

Die Betroffenen können sich für die rund 200 Stellen bewerben, die in Barcelona und Mailand geschaffen werden. Nestlé hat auch in der Schweiz Begleitmassnahmen zugesagt, um den Wechsel in andere Stellen innerhalb des Konzerns zu erleichtern.

Nestlé hatte ausserdem einer Verlängerung der Reorganisationsphase bis in die zweite Hälfte 2020 zugestimmt, ursprünglich hätte der Abbau bereits bis Ende 2019 über die Bühne gebracht werden sollen.

Die Lage sei für die Betroffenen schwierig, auch wenn die IT-Branche händeringend Spezialisten suche, sagte der Personalvertreter. Denn gewisse über 50-Jährige würden bestimmte Tätigkeiten ausüben, die nicht mehr unbedingt den heutzutage geforderten Jobprofilen entsprächen.

op/jb