- von Jörn Poltz

Nach nur zwei Jahren an der Spitze der RTL Group tritt der Niederländer Bert Habets aus privaten Beweggründen zurück, wie das Unternehmen und dessen Mutterkonzern Bertelsmann am Montag mitteilten. Bertelsmann-Chef Thomas Rabe übernimmt die Führung der größten und ertragsstärksten Konzerntochter dauerhaft in Personalunion. Den Kampf mit Online-Video-Rivalen wie Netflix will der 53-Jährige unverändert fortsetzen. "An unserer Strategie ändert sich nichts", sagte Rabe der Nachrichtenagentur Reuters.

Habets war erst im April 2017 als Co-Chef in den Vorstand der RTL Group in Luxemburg aufgerückt. Zuvor hatte der Niederländer die RTL-Tochter in seiner Heimat geleitet und mit dem Aufbau des dortigen Online-Videogeschäfts sein Gesellenstück abgeliefert. An der Konzernspitze nahm Haberts 2017 den Platz der langjährigen RTL-Managerin Anke Schäferkordt ein, die sich zunächst auf die Leitung der wichtigen Deutschland-Tochter beschränkte und den Konzern schließlich Ende 2018 verließ. An der RTL-Spitze stand Habets seit Anfang 2018 allein, nachdem sich Co-Chef Guillaume de Posch verabschiedet hatte.

Die RTL-Aktie gab am Montag nur kurzfristig nach und erholte sich dann wieder. Der RTL-Rivale ProSiebenSat.1 hatte seine Anleger zuletzt mit mehreren Wechseln im Vorstand verunsichert.

Rabe machte im Reuters-Gespräch deutlich, dass Habets' Rücktrittsgründe nicht in dessen Strategie oder bisheriger Arbeit zu suchen seien. "Das war eine Entscheidung aus familiären Gründen", sagte Rabe. "Es gab keine Differenzen über die Strategie." Auch die vor kurzem von Habets vorgelegte Jahresbilanz sei solide gewesen. RTL war beim Umsatz erneut gewachsen und hatte auch den Betriebsgewinn ohne Einmaleffekte leicht gesteigert.

Rabe bekräftigte, RTL werde den beschlossenen Weg fortsetzen: Die Sender- und Produktiongeschäfte würden gestärkt, die Online-Videoangebote und das Werbetechnologie-Geschäft würden ausgebaut. Dabei werde er sich auf die Managementteams sowohl im RTL-Verwaltungsrat als auch in den Landesgesellschaften wie Deutschland oder Frankreich stützen. Im Verwaltungsrat übernimmt der frühere Banker den Vorsitz von Rabe. "Martin Taylor wird eine aktivere Rolle spielen", sagte Rabe.

Rabe hatte seine Karriere im Bertelsmann-Konzern im Jahr 2000 als Finanzvorstand der RTL Group begonnen, die von Bertelsmann ein Jahr später voll konsolidiert wurde. 2006 wechselte Rabe in den RTL-Verwaltungsrat, an dessen Spitze er seit seinem Aufstieg zum Bertelsmann-Chef im Jahre 2012 stand.

Rabe zeigte sich zuversichtlich, sich beiden Aufgaben seiner Doppelrolle ausreichend widmen zu können. "Die zusätzliche zeitliche Belastung ist für mich machbar." Denn er habe nun eine Reihe wichtiger Vorhaben beim Konzernumbau von Bertelsmann abgeschlossen. Rabe verwies unter anderem auf die Fusion der Verlagstochter Random House mit den früheren Konkurrenten Penguin und die Neuaufstellung des Call-Center-Geschäfts der Konzerntochter Arvato.