UNTERFÖHRING (dpa-AFX) - An der Börse mehren sich nach dem Einstieg Daniel Kretinsky, Start der Streaming-Plattform Joyn und positiven politischen Signalen in Sachen Medienstaatsvertrag Hoffnungen für den Medienkonzern ProSiebenSat.1. Was sonst noch so beim Unternehmen los ist, was die Analysten sagen und wie sich die Aktie entwickelt.

DAS IST LOS BEI PROSIEBENSAT.1:

Daniel Kretinskys Einstieg hat beim ProSiebenSat.1-Kurs für Anschub gesorgt. Kretinsky verfolgt laut Mitteilung seiner Firma Czech Media Invest (CMI) eine Strategie, nach der er Minderheitsanteile an europäischen Medienunternehmen mit "Investmentpotential" suche. Zu diesen zähle er auch die Münchener. Die Tschechen seien allerdings noch nicht mit konkreten Vorstellungen an das Unternehmen herangetreten, sagte eine Konzernsprecherin von ProSiebenSat.1 der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.

Die Zukunftshoffnung im digitalen Bereich, das bisher rein werbefinanzierte Online-Angebot Joyn, zählt laut Angaben des Unternehmens derzeit 4 Millionen monatlich aktive Nutzer und 4 Millionen App-Downloads. Nur einen Monat nach dem Start, im Rahmen der Bekanntgabe der Zahlen für das zweite Quartal Anfang August, wurden rund 3,8 Millionen aktive Nutzer und mehr als 2,4 Millionen Downloads gezählt. Im Winter will ProSiebenSat.1 ein Premium-Abo starten, mehr Informationen dazu soll es im Rahmen der Bekanntgabe der Quartalszahlen Anfang November geben. Damit steigt das Unternehmen in den Abo-Markt ein, hier warten bereits die Marktführer Netflix und Amazon.

In Sachen Werbegeschäft sorgt ein Entwurf für den neuen Medienstaatsvertrag indes für Optimismus bei ProSiebenSat.1. Erstmalig soll es den Privatsendern zwar erlaubt sein, Werbung unter Umständen auch im Kinderprogramm zu senden. Auch müsse die Konkurrenz im Internet in Zukunft eine Sendelizenz erwerben, wenn etwa ein YouTuber mehr als 20 000 Menschen mit seinem Programm erreicht. Hierzu gab es vorher keine klaren Regeln. Gerade im Wettstreit mit den großen Plattformanbietern hätte sich das Unternehmen aber noch mehr Schützenhilfe - etwa beim Thema Nutzereinwilligungen - gewünscht. Hier fürchtet ProSiebensat.1 Nachteile gegenüber der Internetkonkurrenz.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Für viele Experten steht nach wie vor das Werbegeschäft im Fokus des Interesses und damit die Frage, ob das wachsende Digitalgeschäft die sinkenden Fernseherlöse in Zukunft ausgleichen kann.

Ende Oktober hatte die US-Investmentbank Goldman Sachs das Kursziel für ProSiebenSat.1 von 14,80 auf 14 Euro gesenkt und die Einstufung auf "Neutral" belassen. Analystin Lisa Yang sah den Ausblick auf den Gewinn je Aktie für die Jahre 2019 und 2020 skeptisch und verringerte ihre Schätzungen daher.

Die Privatbank Berenberg blieb bei ihrer Einstufung für ProSiebenSat.1 auf "Buy" mit einem Kursziel von 24 Euro. Analystin Sarah Simon folgte ihrer Kollegin zwar und senkt ihre Schätzung mit Blick auf die schwächeren Werbeaussichten im mauen Konjunkturumfeld. Langfristig äußerte sie sich in ihrer Studie aber optimistisch für den Medienkonzern. Er habe einen Wendepunkt erreicht. Die Investitionen des Konzerns würden anfangen sich auszuzahlen.

Die Experten im dpa-AFX-Analyser sind indes geteilter Meinung: Neun empfehlen einen Kauf, neun würden die Aktie halten und zwei raten zu einem Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 17,86 Euro und damit rund 35 Prozent über dem derzeitigen Niveau.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Aktie befindet sich seit dem Jahr 2015 auf einer dauerhaften Achterbahnfahrt, jedoch mit einem klaren Trend nach unten. Dieser hat sich zuletzt abgeflacht. Im Gesamtjahr 2018 hat die Aktie noch knapp 50 Prozent an Wert verloren, seit Jahresbeginn 2019 sind es noch einmal rund 15 Prozent.

Mitte August hatte das Papier mit 10,66 Euro sein Mehrjahrestief erreicht, seitdem gab es eine leichte Erholung. Die 200-Tage-Linie wurde direkt nach dem Kretinsky-Einstieg Mitte Oktober übertroffen, jedoch zuletzt wieder unterschritten. Der derzeitige Wert von etwas über 13 Euro bleibt weit entfernt vom Rekordhoch im Jahr 2015. Damals kletterte der Aktienwert auf fast 51 Euro, knapp das Vierfache des heutigen Werts./ssc/kro/fba