NEW YORK (dpa-AFX) - In der neuen Woche werden nicht nur die deutschen Technologiewerte in den hiesigen Aktienindizes kräftig durcheinandergewirbelt. Auch in den USA wurden die Karten im Sektor neu gemischt: Von diesem Montag an finden sich wichtige Branchenwerte in einem Index für Kommunikations-Dienstleister wieder - eine Gelegenheit zur Profilierung für die puren Tech-Unternehmen. Die wichtigsten Punkte der Umstellung, was die Experten sagen und wie es für ausgewählte Aktien läuft.

DAS PASSIERT MIT DEN TECHNOLOGIEWERTEN:

Zum ersten Mal seit 1999 ordnen die Indexanbieter S&P Dow Jones Indices und MSCI die Tech-Branche neu. Heraussortiert werden solche Unternehmen, die sich in den letzten knapp 20 Jahren zu Medienkonzernen entwickelt haben und deshalb besser in den Index für Kommunikationsdienstleister passen. Dieser entspricht dem alten Sektor für Telekom-Werte und wird durch die Aufnahme einiger Blue Chips deutlich aufgewertet.

Den Tech-Index verlassen mussten zum Beispiel die Google-Mutter Alphabet und das Online-Netzwerk Facebook. Beide Unternehmen werden künftig den Sektor der Kommunikationsdienstleister mit einem Gewicht von zusammen gut 44 Prozent dominieren. Neu dabei sind auch der Unterhaltungskonzern Walt Disney, der Streaming-Anbieter Netflix und der Kurznachrichtendienst Twitter. Sie gehörten zuvor dem Index der Nicht-Basiskonsumgüter an.

Mit Blick auf die weiteren, viel beachteten FAANG-Aktien (Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Alphabet alias Google) bleibt alles beim Alten: Der Online-Händler Amazon zählt unverändert zu den Anbietern von Nicht-Basiskonsumgütern, und der Computerkonzern Apple ist immer noch ein Technologieunternehmen, ebenso wie im Übrigen der Software-Hersteller Microsoft.

DAS SAGEN EXPERTEN:

Walter Liebe, Investmentspezialist beim Vermögensverwalter Pictet Asset Management, sprach von einer insgesamt sinnvollen Anpassung der Indexaufteilung: "Sachliche Zusammenhänge werden nun besser reflektiert, da Internetunternehmen und Telekommunikationskonzerne die Versinnbildlichung der Kommunikationsdienstleistungen sind." Betroffen von den Neuerungen sind dem Experten zufolge Anleger, die einen speziellen Branchenfokus besitzen. Denn durch die Aufnahme zahlreicher Internetunternehmen werde in den USA der bislang sehr defensive, dividendenstarke und aus wenigen Titeln bestehende Telekomsektor nun viel zyklischer und schwankungsanfälliger als zuvor.

Mögliche Kurschwankungen im Zuge der Umstellungen hingegen dürften Liebe zufolge schnell vergessen sein, da sich nur die Gewichtung einzelner Sektoren verschiebe. Auf Gesamtindexebene hingegen blieben die dominierenden Unternehmen bestehen. So sind die FAANG-Aktien auch weiterhin im wichtigen Technologiewerte-Index Nasdaq 100 vertreten.

Auf längere Sicht könnte die Neuzusammensetzung der Indizes eine Neubegegnung mit einer bislang eher vernachlässigten Branche ermöglichen, sagte Christopher Harvey, leitender US-Aktienstratege bei der Bank Wells Fargo, dem Portal "Business Insider": "Die weniger attraktiven und etwas vergessenen Telekomwerte könnten mehr Investorengelder auf sich ziehen."

DAS MACHEN DIE FAANG-AKTIEN:

Der Nasdaq 100 hat erst Mitte 2016 den Kursrutsch in Folge der Technologiekrise Anfang des Jahrtausends ausgewetzt. Seitdem klettert das Börsenbarometer quasi von Rekord zu Rekord. Unter den Einzelwerten im Index sorgten zuletzt vor allem Facebook und Apple für Gesprächsstoff.

Anfang August knackte Apple als erstes börsennotiertes Unternehmen der Welt bei der Marktkapitalisierung die Marke von 1 Billionen US-Dollar. Die Aktien sind im Februar letzten Jahres wieder richtig in Fahrt gekommen und haben Anfang September bei knapp 230 Dollar ein Rekordhoch erreicht. Es sind die starken iPhone-Geschäfte, die seit Jahren die Anteilsscheine antreiben.

Die Papiere von Facebook hingegen haben sich Ende Juli erst einmal aus dem Rennen um die Börsenkrone verabschiedet. Ihre historische Bestmarke von fast 219 Dollar ist in weite Ferne gerückt. Die Datenschutzverordnung der Europäischen Union und der Datenskandal um Cambridge Analytica haben das Unternehmen stark belastet./la/ag/fba