Dabei liegt das Umsatzwachstum bei Netflix im Jahresverlauf 2016 nur unwesentlich höher (26% vs. 21%) als beim wesentlich breiter aufgestellten Amazon. Selbst wenn das Umsatzwachstum im 3. Quartal auf 35% im Jahresvergleich beschleunigt hat, ist die dreistellige Bewertung kaum rational zu rechtfertigen.
 
Die einzige Erklärung für eine derart hohe Bewertung ist, dass der Markt so gut wie keine Zweifel daran hat, dass Netflix im Streaming und Video Content Bereich mittel- bis langfristig zu globaler Dominanz gelangen wird.
 
Dabei ist der Weg dorthin mit allerlei Unwägbarkeiten und Hinterhalten gespickt.
Die Liste der Risiken beginnt mit dem gewaltigen Cash-burn, der sich zwischen Jahresbeginn und Ende des dritten Quartals 2016 auf ca. $ 1 Mrd. belief (15% des Umsatzes). Dabei ist eine deutliche Verschlechterung zu beobachten, nachdem im Vorjahr über den gleichen Zeitraum nur etwa die Hälfte an Cash „verbrannt“ wurde.
Gleichzeitig erhöht sich die Leverage des Unternehmens zunehmend. Im 4. Quartal 2016 nahm das Unternehmen $ 1,8 Mrd. Fremdkapital über die Kapitalmärkte auf. Damit erhöht sich das Verhältnis von Finanzschulden zu Eigenkapital von 1x auf 1,68x.
Schließlich ist zu beachten, dass die Assets des Unternehmens größtenteils aus Inhalten, d.h. produzierten Serien und Streaming Rechten, bestehen. Da viele Eigenproduktionen mehrere Hundert Millionen US Dollar verschlingen, besteht ein großes Risiko darin, dass eine neue Serie floppt. Dies könnte nicht nur einen großen Verlust einbringen, sondern würde den Markt auch am goldenen Händchen der Netflix Macher zweifeln lassen.
 
Schließlich liegt Netflix’s vielleicht größtes Problem im Wettbewerb. Dabei ist nicht nur Amazon zu erwähnen sondern auch die von vielen Mediengrössen wie Fox, Disney, NCB und Comcast gesponserte Plattform Hulu. Und auch in Asien gibt es bereits Anbieter mit einer durchaus nennenswerten Größe. Mit seiner gewaltigen Marktkapitalisierung und breiten Aufstellung hat vor allem der Amazon Konzern klare Wettbewerbsvorteile gegenüber Netflix, wenn er auch noch ein zwei, drei Jahre Rückstand bei der Produktion von eigenen Inhalten hat.
 
Im Grunde genommen befindet sich Netflix in einem Race to the Top, bei dem es vielleicht nur einen Gewinner geben kann. Selbst wenn es am Ende auch Platz für mehrere Player gibt, es ist extrem schwierig vorherzusagen, wie der Markt in 3 bis 5 Jahres aussehen wird.
 
Eines ist allerdings sicher. Die hohe Bewertung des Unternehmens lässt sich auf Dauer nur rechtfertigen – wenn überhaupt –, wenn Netflix sich als klarer Sieger im Wettbewerb um den Streaming Market herauskristallisiert. Angesichts des hohen Cash-burns muss das sehr zeitnah passieren, sonst kommt es zum Crash.