Der seit acht Jahren amtierende Vorstandschef Hartmut Müller, Finanzvorstand Gerard Cordonnier und Technik-Vorstand Manfred Pretscher reichten in der Nacht zum Dienstag ihre Kündigungen ein, wie das Unternehmen aus dem ostbayerischen Amberg mitteilte. Sie nutzen dabei eine Vertragsklausel, die ihnen bei einem Verkauf der Mehrheit des Herstellers von Zug- und Lkw-Sitzen sowie von Auto-Interieur eine Abfindung in Höhe von drei Jahresgehältern zusichert. Müller kam 2017 auf eine Gesamtvergütung von knapp 1,4 Millionen Euro.

Er hatte die chinesische Ningbo Jifeng selbst als "weißen Ritter" an Bord geholt, um den ungeliebten Großaktionär Hastor loszuwerden, war aber davon überrascht worden, dass dieser anschließend ein Übernahmeangebot vorlegte. Ningbo Jifeng hält inzwischen gut 84 Prozent der Anteile an Grammer. Müller, dessen Vertrag noch bis Januar 2022 lief, begründete seinen vorzeitigen Abschied damit, dass sich "die künftigen Eigentumsverhältnisse deutlicher verschoben" hätten als gedacht. Der neue Großaktionär habe nun "die Möglichkeit, grundsätzliche Entscheidungen über die künftige Ausrichtung des Unternehmens unabhängig von meiner Person zu diskutieren", sagte er. Ningbo Jifeng hatte erklärt, die Grammer-Führungsmannschaft halten zu wollen.

Grammer-Aufsichtsratschef Klaus Probst kündigte an, "zügig" Nachfolger für die Manager zu suchen. Finanzvorstand Cordonnier will noch bis zum Jahresende bleiben, auch der seit 2010 amtierende Technikvorstand Pretscher will seinen Nachfolger noch einarbeiten. Beider Verträge liefen noch bis 2021. Jifeng-Großaktionär Jimin Wang bekräftigte am Dienstag, die Zusagen aus dem Übernahmevertrag stünden: Das Unternehmen solle an der Börse bleiben, auch ein Beherrschungsvertrag sei nicht geplant, weder Stellenstreichungen noch Werksschließungen stünden auf der Tagesordnung.