Innerhalb der nächsten zwölf Monate sollten Fusionsgespräche mit dem japanischen Partner Nissan aufgenommen werden, danach wolle Renault die Übernahme eines weiteren Autobauers ins Auge fassen, möglicherweise den Konkurrenten Fiat Chrysler, berichtete die "Financial Times" am Mittwoch. Die Pläne signalisierten eine Rückkehr zu den Strategien des abgesetzten Renault-Chefs Carlos Ghosn, der vor zwei bis drei Jahren Gespräche mit Fiat Chrysler über ein Zusammengehen geführt habe. Die französische Regierung habe das Vorhaben damals nicht unterstützt, deshalb sei es gescheitert.

Ghosn war wegen des von Nissan geäußerten Vorwurfs des finanziellen Fehlverhaltens Ende vergangenen Jahres in Japan verhaftet worden und wartet auf seinen Prozess, der Medienberichten zufolge im September beginnen soll. Der neue Renault-Verwaltungsratschef Jean-Dominique Senard ist bemüht, die Allianz mit Nissan und Mitsubishi auf neue Beine zu stellen. Die operative Zusammenarbeit der drei Marken soll von einem gemeinsamen Lenkungsgremium geführt werden, um die Machtkonzentration bei einem Manager zu verhindern. Das hatte auch Nissan-Chef Hiroto Saikawa befürwortet, der die machtvolle Position Ghosns kritisch gesehen hatte.

Dieser neue Anlauf habe Zuversicht geschaffen, dass man eine Fusion von Renault und Nissan wieder angehen könne, berichtete die "FT" unter Berufung auf Insider. Renault wolle die Gespräche "so früh wie möglich" aufnehmen, unter Führung von Senard. Der fusionierte Konzern wolle dann nach weiteren Übernahmezielen Ausschau halten, um ins Rennen um die globale Marktführerschaft mit Volkswagen und Toyota einzusteigen. Nissan und Renault lehnten eine Stellungnahme zu dem Bericht ab. Bei Fiat Chrysler war zunächst niemand zu erreichen.

Fiat Chrysler gilt in der Branche als Übernahmeziel. Vergangene Woche war spekuliert worden, Peugeot könne sich für den italienisch-amerikanischen Autobauer interessieren.