Der parteilose Regierungschef Giuseppe Conte und sein Stellvertreter Matteo Salvini (Lega) forderten am Montag erneut, eine Fusion müsse die Autoindustrie und ihre Arbeitsplätze in Italien sichern. Andernfalls werde er John Elkann, Fiat-Aufsichtsratschef und Repräsentant des FCA-Hauptaktionärs, der Familie Agnelli, persönlich anrufen, sagte Salvini. Der wirtschaftspolitische Sprecher der Lega, Claudio Borghi, kritisierte unterdessen das Verhalten der Regierung Frankreichs und warf der Europäischen Union Untätigkeit vor.

FCA hat Renault einen gut 30 Milliarden Euro schweren Zusammenschluss vorgeschlagen. Die Italiener sind schon länger auf Partnersuche, um Know-how für neue Technologien etwa für emissionsarme Fahrzeugantriebe zu gewinnen und Investitionskosten teilen zu können. An Renault ist der französische Staat mit 15 Prozent beteiligt. Bei einer Fusion würde sich der Anteil auf 7,5 Prozent halbieren. Die Regierung in Paris verlangte deshalb umgehend Job-Zusagen. Insidern zufolge legte FCA kürzlich ein verbessertes Angebot vor mit verbindlicheren Stellengarantien, einer Sonderdividende und der Zusage an Frankreich, einen Posten im Verwaltungsrat zu behalten. Der Konzernsitz soll außerdem in Frankreich sein.

Letzteres sei für Italiens Regierung nicht wichtig, so lange alle betroffenen Beschäftigten im Land geschützt wären, sagte Salvini. Doch sein Wirtschaftschef Borghi kritisierte die Ansprüche der Franzosen. Borghi sagte Reuters, Frankreich solle besser seinen Anteil an Renault verkaufen, um sein zu hohes Haushaltsdefizit zu senken, statt über Posten in einem überwiegend privaten Unternehmen zu verhandeln. "Hat die Europäische Kommission dazu nichts zu sagen?" Der Fall zeige, dass die Europäische Union unfair sei. Salvini wiederum brachte vorige Woche ins Spiel, Italien könne sich an dem neuen Autokonzern - dem dann am Absatz bemessenen drittgrößten weltweit nach Volkswagen und Toyota - beteiligen.

INSIDER: NISSAN DENKT AN HÖHERE BETEILIGUNG

Wie die Regierungen Frankreichs und Italiens will auch der langjährige Renault-Partner Nissan seine Interessen bei einer solchen Fusion sichern. Der Fiat-Plan platzte mitten in die Bemühungen von Renault und Nissan, ihre vom Betrugsskandal um den früheren Konzernchef Carlos Ghosn belastete Zusammenarbeit wieer zu verbessern. Nissan seien Vorteile bei der gemeinsamen Entwicklung und Nutzung von Technologien besonders wichtig, sagte ein Insider zu Reuters. Es könnten sich Synergien ergeben, wenn Nissans Know-how zum autonomen Fahren, Elektroautos und umweltschonender Verbrennungstechnik von mehr Partnern geteilt werden könnte. Vorteile für beide Seiten könne es zum Beispiel bei ihren Pick-up-Modellen in den USA geben oder in der Motorentechnik für die Premiummarken Infiniti bei Nissan sowie Jeep und Alfa Romeo bei Fiat Chrysler.

Nissan-Chef Hiroto Saikawa hatte bereits vergangene Woche erklärt, er habe nichts gegen eine Fusion, solange sie auch Nissan nütze. Er ergänzte am Montag, falls es dazu komme, müsse die bestehende Partnerschaft von Renault und Nissan grundlegend überdacht werden. Der Insider erklärte dazu, der bisherige 15-prozentige Anteil von Nissan an Renault könnte erhöht werden.