Nissan springt dem angeschlagenen Rivalen bei und steigt mit umgerechnet rund 1,9 Milliarden Euro ein. Dafür bekommt der Branchenzweite in Japan nach Toyota 34 Prozent der Anteile an Mitsubishi Motors. De facto hat Nissan damit als größter Aktionär das Sagen, auch wenn einige Experten bemängeln, dass ein Umbau mit einer richtigen Mehrheit leichter wäre. Nissan ist bereits mit dem französischen Hersteller Renault verbündet. Zusammen mit Mitsubishi kommen die drei Marken auf 9,3 Millionen verkaufte Fahrzeuge im Jahr - Die Weltmarktführer Toyota und Volkswagen mit einem Absatz von zuletzt je gut zehn Millionen sind so in Sichtweite.

Nissan-Chef Carlos Ghosn sagte am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Yokohama südlich von Tokio, Mitsubishi und sein Unternehmen würden nun Technologien teilen und zusammen entwickeln. Dadurch seien deutliche Einsparungen drin, im Einkauf, in der Produktion und im Vertrieb, hier vor allem in Schwellenländern. Davon profitierten beide Seiten. Nissan werde im Top-Management von Mitsubishi etwa ein Drittel der Führungskräfte stellen und dort wohl auch den Vorsitz übernehmen. Beide Firmen kooperieren bereits seit 2011 in einigen Bereichen, ohne aber aneinander beteiligt zu sein - anders als bei Nissans Partnerschaft mit Renault. Bei den Franzosen ist Ghosn ebenfalls Vorstandschef.

Experten zufolge ist Nissan in Asien nur in der Heimat und in China stark vertreten. In anderen Märkten, zum Beispiel Thailand oder den Philippinen, sind Mitsubishi-Modelle beliebter. "Die Präsenz von Mitsubishi in Südostasien ist der entscheidende Pluspunkt für Nissan", sagte der Branchenexperte Koji Endo vom Analysehaus Advanced Research Japan.

VERTRAUEN ZURÜCKGEWINNEN

Nissan-Chef Ghosn ergänzte, Mitsubishi müsse Vertrauen zurückgewinnen. Der jetzt eingefädelte Deal, bei dem Nissan einen Abschlag von gut fünf Prozent auf die Mitsubishi-Aktien bekommt, werde dabei helfen. Seit dem Skandal um manipulierte Spritverbrauchstests, der am 20. April öffentlich wurde, sind Mitsubishi-Papiere an der Börse um 45 Prozent abgestürzt. Der Konzern hatte eingeräumt, bei Verbrauchsdaten für zwei eigene und zwei für Nissan produzierte Modelle geschummelt zu haben. Aufgedeckt wurden die Tricksereien durch Nissan, als das Unternehmen ein Nachfolgemodell entwickelte.

Mitsubishi hatte noch am Mittwoch betont, die Affäre mit eigenen Finanzmitteln in den Griff bekommen zu wollen. Allerdings ist der Absatz zuletzt wegen der Schummeleien eingebrochen. Denn für Mitsubishi Motors ist es bereits der dritte größere Skandal in zwei Jahrzehnten. Andere Firmen der Mitsubishi-Unternehmensgruppe waren Insidern zufolge wegen eigener finanzieller Engpässe aber zurückhaltend, dem Autobauer unter die Arme zu greifen.

Wie dem von einem Abgasskandal erschütterten Volkswagen-Konzern drohen Mitsubishi Schadenersatzzahlungen und Strafen. Analysten schätzen, dass das Unternehmen bis zu eine Milliarde Dollar auf den Tisch legen muss.

Nissan rechnet unterdessen im laufenden Geschäftsjahr 2016/17 wegen der jüngsten Yen-Aufwertung mit einem Rückgang des operativen Gewinns um elf Prozent. Im abgelaufenen Bilanzjahr steigerte der Konzern das Betriebsergebnis noch um 35 Prozent auf umgerechnet 6,4 Milliarden Euro. Auch Toyota ist aus dem gleichen Grund vorsichtig geworden und rechnet nicht mehr mit neuen Rekorden.