In die Holding sollten die beiden Autokonzerne nahezu die gleiche Zahl an Direktoren entsenden, berichtete die japanische Wirtschaftszeitung "Nikkei" am Freitag ohne Angabe von Quellen. Die gegenseitigen Aktienanteile, nach denen bisher Renault stärker an Nissan beteiligt ist als umgekehrt, sollten in einem ausgewogenen Verhältnis auf die gemeinsame Gesellschaft übertragen werden. Dabei würde der Anteil des französischen Staates an Renault von aktuell 15 Prozent auf sieben bis acht Prozent verwässert. Sitz der Holding solle ein Drittland sein, womöglich Singapur.

Nissan lehnte eine Stellungnahme ab. "Was wir wollen, ist die Allianz irreversibel zu machen", sagte Finanzchefin Clotilde Delbos bei der Vorstellung der Quartalsbilanz des größten französischen Autobauers. Dieses Ziel verfolge Renault gemeinsam mit Nissan weiterhin.

Die Zeitung berichtete weiter, Renault habe seine ursprüngliche Idee einer Verschmelzung der beiden Unternehmen modifiziert, nachdem Nissan diese zurückgewiesen hatte. Auch die "Financial Times" berichtete, Nissan-Chef Hiroto Saikawa und die japanische Regierung hätten eine Fusion abgelehnt.

Die schon lange miteinander verbundenen Autokonzerne wollen nach dem Skandal um den früheren Chef beider Unternehmen, Carlos Ghosn, ihre Zusammenarbeit auf eine neue Grundlage stellen. Der in Japan wegen Untreue und Finanzverstößen gegenüber Nissan angeklagte Ghosn war Architekt und Motor der Allianz, zu der auch Mitsubishi gehört. Nach seiner Darstellung war der Streit über eine Fusion Hintergrund der Vorwürfe von Nissan, die das Strafverfahren auslösten. Er vermutet hinter dem Vorwurf finanzieller Verfehlungen gegen ihn einen Komplott von Nissan, um die Eigenständigkeit des japanischen Konzerns zu erhalten.

Renault strebt schon länger eine stärkere Integration mit Nissan an, um Kosten zu senken. Größenvorteile werden beim Wechsel in die Elektromobilität immer wichtiger, um batteriegetriebene Wagen zu erschwinglichen Preisen anbieten zu können. Nissan drängte als der absatzstärkere Hersteller schon länger auf Gleichberechtigung in der Beziehung zu Renault. In der Allianz hat Renault mit einem Anteil von 43 Prozent an Nissan ein Übergewicht. Die Japaner sind umgekehrt mit 15 Prozent an den Franzosen beteiligt, allerdings ohne Stimmrecht. Nissan wiederum hält 34 Prozent an dem japanischen Autobauer Mitsubishi. Die Dreier-Allianz lieferte sich zuletzt mit Volkswagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit die Position als weltgrößter Autobauer.

BISHER KEINE BREMSSPUREN

Im eigenen Geschäft registrieren die Franzosen bislang keine Bremsspuren durch die Ghosn-Krise. Der Umsatz des französischen Autobauers schrumpfte zu Jahresbeginn zwar um fast fünf Prozent auf 12,5 Milliarden Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Bereinigt um Wechselkurseffekte war das Minus aber deutlich niedriger. Die Auslieferungen gingen im ersten Quartal um 5,6 Prozent auf 908.348 Fahrzeuge zurück, was vor allem am Rückzug aus dem Iran wegen der US-Sanktionen lag.