Die Staatsanwaltschaft in Tokio erhob am Freitag zwei weitere Anklagen wegen Finanzverstößen. Der Manager soll nicht nur in den fünf Jahren bis 2015, sondern auch in den vergangenen drei Geschäftsjahren seine Einkünfte zu niedrig angegeben haben. Zudem warfen die Strafverfolger Ghosn am Freitag auch schweren Vertrauensbruch vor. Dabei geht es um eine vorübergehende Übertragung von Verlusten aus persönlichen Finanzanlagen an den japanischen Autobauer im Jahr 2008. Nissan reichte daraufhin eine Strafanzeige ein. Der Staatsanwaltschaft zufolge drohen dem 64-jährigen Manager bis zu 15 Jahre Haft.

Ghosn sitzt bereits seit dem 19. November in Untersuchungshaft. Er hatte bei seiner ersten Anhörung vor Gericht am Dienstag alle Vorwürfe bestritten. Bei der zeitweiligen Übertragung von eigenen Devisengeschäften in Zeiten der Finanzkrise vor rund zehn Jahren habe er sich mit Nissan abgestimmt, als seine Bank zusätzliche Sicherheiten gefordert habe. Damit habe er einen Rücktritt vermeiden wollen. Die Anlagen seien später zurücktransferiert worden und Nissan habe keinen Schaden erlitten.

Am Mittwoch hatte das Gericht Ghosns Antrag auf Freilassung abgelehnt. Es bestünden Fluchtgefahr und das Risiko, dass Ghosn Beweismittel vernichten könnte, hieß es zur Begründung. Ghosns Anwalt kündigte einen neuen Antrag auf Freilassung gegen Kaution an. Die Erfolgsaussichten dafür scheinen aber gering. In Japan ist es unüblich, Angeklagten, die die Vorwürfe bestreiten, eine Freilassung gegen Kaution vor Prozessbeginn zu gewähren.

Die neuen Anklagen waren erwartet worden, nachdem die Anschuldigungen gegen Ghosn im Dezember erhoben und die Untersuchungshaft deswegen verlängert worden war. Der Ex-Nissan-Manager Greg Kelly und der Autobauer selbst wurden ebenfalls auch wegen des Vorwurfs angeklagt, dass die Ghosn-Einkünfte zu niedrig angegeben worden seien.

Ghosn wurde einst dafür gefeiert, dass er Nissan vor der Pleite gerettet hat. Seit er aber festgenommen wurde, wankt die Auto-Allianz von Renault, Nissan und Mitsubishi. Der Manager war die treibende Kraft hinter dem Bündnis. Während Ghosn wegen des Finanzskandals bei Nissan und Mitsubishi seiner Ämter enthoben wurde, muss er seinen Chefposten bei Renault bisher dagegen nur ruhen lassen. Der französische Autobauer hat bei der Überprüfung der Manager-Gehälter im Leitungsgremium keinen Betrug festgestellt. Die Untersuchung habe die Jahre 2017 und 2018 umfasst, teilte der Konzern am Donnerstagabend mit.