ESPOO (dpa-AFX) - Der Netzwerkausrüster Nokia hat trotz eines spürbar beeinträchtigten zweiten Quartals seine Gewinnprognosen für das Gesamtjahr angehoben. Der Umsatz fiel zwar im Jahresvergleich um 11 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro, wie die Finnen am Freitag in Espoo mitteilten. Das habe an der Pandemie sowie speziellen Bedingungen in China gelegen, hieß es. Die Geschäfte seien aber nicht verloren, sondern würden voraussichtlich später kommen. Bereinigt um Sondereffekte machte Nokia 423 Millionen Euro operativen Gewinn - rund 6 Prozent weniger als vor einem Jahr, dank Kostensenkungen aber deutlich mehr als von Analysten geschätzt.

Das Papier gewann 13,1 Prozent auf 4,08 Euro. Dank der besser als erwartet ausgefallenen Ergebnisse hob das Unternehmen die Gewinnprognose. Im Mittel sollen im Gesamtjahr nun beim bereinigten Gewinn je Aktie 0,25 Euro erzielt werden statt 0,23 Euro zuvor - Nokia gibt hier allerdings auch eine Bandbreite von plus oder minus 5 Cent. Die bereinigte operative Marge wird im Mittel 0,5 Prozentpunkte höher bei 9,5 Prozent erwartet. Der freie Mittelzufluss soll nun "deutlich positiv" ausfallen statt nur positiv.

Zuversicht zieht der scheidende Chef Rajeev Suri daraus, dass Nokia nach einem Verlust vor einem Jahr nun dank guter Geschäfte mit Mobilfunknetzwerkausrüstung wieder Geld verdiente. Unter dem Strich machte Nokia einen Gewinn von 94 Millionen Euro, nach einem Minus von 193 Millionen vor einem Jahr.

Die operative Marge habe sich stark ausgeweitet, hieß es von Suri, der am 1. August an Pekka Lundmark übergibt. Nokia hatte bei seinen 5G-Produkten hart mit der Konkurrenz zu kämpfen, sieht sich mit neuen Produkten nun aber wieder in der Spur. Vor allem die Kosten für das eigene 5G-Equipment mussten runter. Ende 2019 lieferte Nokia rund 10 Prozent seiner 5G-Ausrüstung mit neuer, günstigerer Technik aus, derzeit sind es rund 25 Prozent. Bis Ende des kommenden Jahres soll der Anteil bei rund 70 Prozent liegen.

Im Fall von China sprach Nokia von "einzigartiger Dynamik auf dem Markt" - der Umsatz fiel dort um über 40 Prozent. Nähere Angaben machte das Unternehmen zunächst nicht. In Europa und Nordamerika schmolzen die Erlöse von Nokia hingegen nur um 2 Prozent.

Aktuell herrscht ein starkes Gezerre auf dem weltweiten Markt für Netzwerkausrüstung: Die USA boykottieren offiziell wegen Sicherheitsbedenken den chinesischen Rivalen Huawei und wirken auch auf europäische Länder hin, es ihnen gleichzutun. In Großbritannien wird Huawei ebenfalls vom 5G-Netzausbau ausgeschlossen. In Deutschland hat sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bislang mit ihrer Haltung durchgesetzt, dass kein Anbieter per se ausgeschlossen werden soll.

Die europäischen Wettbewerber Ericsson und Nokia könnten von den Unsicherheiten um die Behandlung von Huawei außerhalb Chinas profitiert haben - und umgekehrt in China unter Druck geraten. Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge prüft Peking jedenfalls Vergeltungsmaßnahmen gegen die Schweden und Finnen im Streit um 5G./men/eas/fba