Basel (awp) - Die Novartis-Tochter Alcon hat beim Produkt CyPass Micro-Stent Probleme erkannt und ruft es mit sofortiger Wirkung weltweit vom Markt zurück. Der Rückzug des CyPass Micro-Stent, der bei Operationen von grauem Star zum Einsatz kommt, führe man aufgrund von Sicherheitsbedenken auf freiwilliger Basis durch, teilte Novartis am Mittwoch mit.

Novartis erwarte aus dem Rückzug des Alcon-Produkts keinen finanziellen Einfluss, erklärte ein Konzernsprecher auf Anfrage von AWP. Den Jahresumsatz, der mit dem CyPass Micro-Stent erzielt wird, stuft er verglichen mit dem Gesamtumsatz von Alcon als "unwesentlich" ein.

Damit dürfte der Vorfall auch keinen Einfluss auf die Börsenpläne von Alcon haben. Novartis plant, die Augensparte abzuspalten und an die Börse zu bringen. Im Juli sagte Konzernchef Vas Narasimhan dazu, dass man nach wie vor in der Planungsphase sei und an der kommenden ordentlichen Generalversammlung im Februar 2019 die Aktionäre über diesen Vorschlag abstimmen lasse.

Sofortiger Rückzug

Alcon ruft den CyPass Micro-Stent auf Basis der Auswertung von Daten, die fünf Jahre nach dem Eingriff erhoben wurden, weltweit per sofort zurück. Zudem seien Chirurgen dazu angehalten worden, die Stents nicht mehr weiter zu implantieren und nicht verwendete Produkte an Alcon zu retournieren, so die Mitteilung weiter.

Die Entscheidung für den freiwilligen Rückruf basiere auf der Auswertung von Daten der postoperativen Sicherheitsstudie COMPASS-XT, die während fünf Jahren erhoben worden seien. Die Daten hätten beim Einsatz von CyPass Micro-Stent im Vergleich zu Patientengruppe, welche sich nur einer Kataraktoperation unterzogen hatten, einen statistisch signifikanten Verlust von Endothelzellen aufgezeigt.

CyPass Micro-Stent wurde im Juli 2016 von der US-Gesundheitsbehörde FDA zugelassen. Nun werde man mit der FDA und weiteren Behörden an der Weiterentwicklung des Labels arbeiten, um den CyPass Micro-Stent in Zukunft zurück an den Markt zu bringen, wird Medizinalchef Stephen Lane in der Mitteilung zitiert.

Aktie gibt nach

An der Börse zählen die Aktien von Novartis im Swiss Market Index (SMI) zu den grössten Verlierern. Bis um 09.25 Uhr büssen sie 0,6 Prozent ein, der SMI verliert derweil nur 0,1 Prozent. Während der Produktrückzug von Alcon den Kurs zu belasten scheint, gibt die EU-Zulassung für die Kombinationstherapie aus Tafinlar und Mekinist den Papieren wenig Halt. Die Therapie wurde in Europa zur unterstützenden Behandlung von Patienten mit einer spezifischen Art von Hautkrebs zugelassen.

Auch Analysten zufolge dürfte der Alcon-Rückruf die Rechnung der Novartis-Tochter jedoch kaum belasten. Das Produkt mache geschätzt weniger als ein Prozent des Gesamtumsatzes von Alcon aus, womit die Wachstumsprognosen wohl kaum angetastet werden, heisst es in einem Kommentar. Alcon erwartet 2018 ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich.

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