Basel (awp) - Novartis setzt seinen stärkeren Fokus auf eine datenbasierte Forschung konsequent um. Mit dem Softwarekonzern Microsoft hat der Pharmakonzern eine Zusammenarbeit im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) vereinbart. Ziel sei es, die Art und Weise, wie Medikamente entdeckt und entwickelt werden, zu verändern, teilte Novartis am Dienstag mit.

Laut Bertrand Bodson, dem Chief Digital Officer bei Novartis, ist dies eines der Elemente der neuen Novartis-Strategie. Denn neben der Fokussierung auf das Pharmageschäft hat sich Novartis auch Digitalisierung auf die Fahnen geschrieben. "Wir haben die Digitalisierung schon in vielen Bereichen umgesetzt, etwa im Vertrieb, wo unsere Mitarbeiter bereits digital unterstützt werden", sagte Bodson im Gespräch mit AWP am Dienstag.

Die gemeinsamen Forschungsaktivitäten werden auf dem Novartis Campus in Basel, im Novartis Global Service Center in Dublin und im Microsoft Research Lab in Grossbritannien stattfinden, wie es in der Mitteilung hiess. Novartis werde eigens dafür ein KI-Innovationslabor einrichten.

"Chemie stimmt"

Man habe mit einer Vielzahl an Technologie-Unternehmen Gespräche über eine Zusammenarbeit geführt, erklärte der Technik-Chef weiter. Dass die Wahl am Ende auf Microsoft fiel, hat laut Bodson verschiedene Gründe: "Microsoft ist eines der führenden Unternehmen im Bereich KI, sie sind damit auch schon sehr aktiv im Bereich Gesundheitswesen und die Chemie hat von Anfang an gestimmt, beide Seiten können ihre Ideen gleichberechtigt einbringen."

Diese Zusammenarbeit verfolgt Bodson zufolge zwei Hauptziele. "Einerseits wollen wir versuchen, diese Technologie jedem unserer Mitarbeiter zugänglich und nutzbar zu machen." Darüber hinaus erhoffe sich Novartis viele Herausforderungen in der Forschung mit Hilfe der künstlichen Intelligenz bewältigen zu können.

Hilfe bei grossen Datenmengen

In dem KI-Innovationslabor werde die grosse Menge der eigenen Datensätze mit den fortschrittlichen KI-Lösungen von Microsoft zusammengeführt. Einige der schwierigsten Rechenaufgaben in den Biowissenschaften sollen so bewältigt werden, angefangen bei der generativen Chemie, der Bildsegmentierung und -analyse für eine intelligente und personalisierte Bereitstellung von Therapien bis hin zur Optimierung von Zell- und Gentherapien.

Zunächst werden die beiden Unternehmen daher ihren Fokus auf die Behandlung von personalisierten Therapien gegen Makuladegeneration, Zell- und Gentherapie und Wirkstoffdesign legen.

"Mit Hilfe der künstlichen Intelligenz kann eine Vielzahl an Molekülen in den unterschiedlichsten Kombinationen zusammengeführt werden", so Bodson. "Jene Verbindungen, die dabei stärkere Bindungseigenschaften aufweisen, können dank KI identifiziert werden." Danach könne dann wiederum der Wissenschaftler testen, welche am besten funktionieren.

"In der Herstellung unserer personalisierten CAR-T-Zelltherapie wollen wir KI einsetzen, um so ein noch besseres Verständnis zu bekommen und die Prozesse zu beschleunigen." Und auch in der Behandlung der Augenerkrankung Makuladegeneration erhofft sich der Digitalisierungs-Chef grosse Fortschritte durch den Einsatz künstlicher Intelligenz. Vor allem hoffe er, damit besser auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Patienten eingehen zu können.

hr/tt