BERLIN (dpa-AFX) - Nach seinen Sanktionsdrohungen gegen deutsche Firmen mit Beteiligung an der Gaspipeline Nord Stream 2 steht US-Botschafter Richard Grenell weiter in der Kritik. Grenell sei einen Schritt zu weit gegangen, erklärte SPD-Energiepolitiker Bernd Westphal am Dienstag. "Als Botschafter ist Grenell nicht Statthalter Trumps in Deutschland, sondern lediglich Gesandter seiner Regierung. Genauso ist Deutschland kein Protektorat der USA und Befehlsempfänger eines unberechenbaren Präsidenten."

Grenell hatte zuvor die Sanktionsdrohungen gegen deutsche Firmen bekräftigt, die sich an der Gaspipeline Nord Stream 2 beteiligen. "Firmen, die im Bereich des russischen Energie-Exportsektors arbeiten, riskieren eventuelle Sanktionen", sagte Grenell der "Rheinischen Post" (Dienstag). In einem am Wochenende bekannt gewordenen Brief hatte er an der Pipeline beteiligten Konzernen damit gedroht, sie würden sich einem "erheblichen Sanktionsrisiko" aussetzen. Der Bau der 1200 Kilometer langen Trasse durch die Ostsee hat unter anderem in Deutschland bereits begonnen.

AfD-Energiepolitiker Steffen Kotré kritisierte die "Einmischung" des US-Botschafters in Deutschland. "Wir verwahren uns gegen jede Bestrebungen seitens der US-Amerikaner, bilaterale wirtschaftliche Projekte für die Energiesicherheit Europas und Deutschlands mit Sanktionsandrohungen zu torpedieren", erklärte er.

Der österreichische Öl- und Gaskonzern OMV, beteiligt an der Gaspipeline, reagierte empört auf die Drohung Grenells. "Der Brief ist eine vollkommen inakzeptable Bedrohung von deutschen Unternehmen", sagte OMV-Chef Rainer Seele dem "Handelsblatt". "Europa darf sich bei energiepolitischen Fragen nicht von den USA bevormunden lassen." Europa brauche die zusätzlichen Kapazitäten durch die neue Ostsee-Pipeline mehr denn je: Der Produktionsrückgang von Gas sei schneller gegangenen als es die Branche erwartet habe, sagte Seele./cco/DP/jha