Der Ölkonzern OMV geht nicht davon aus, dass die Corona-Krise dem geplanten Verkauf von milliardenschweren Geschäftsteilen einen Strich durch die Rechnung machen wird.

Es gebe überhaupt keinen Grund an dieser Zielsetzung bis Ende nächsten Jahres zu rütteln, sagte Konzernchef Rainer Seele am Mittwoch. "Unser Devestitionsprogramm steht mit zwei Milliarden Euro." Die beiden laufenden Veräußerungsprojekte - Verkauf der deutschen Tankstellen und des Gas-Connect-Anteils - will der Konzern bis Jahresende abschließen. Erst danach werde man über mögliche weitere Verkäufe diskutieren, sagte Seele.

Ausgeschlossen wurde ein Verkauf des Libyen-Geschäfts. In dem Land, wo niedrige Produktionskosten die Förderung besonders lukrativ machen, kommt es aufgrund des Bürgerkrieges immer wieder zu Förderausfällen. "Libyen ist eines unserer Kernländer und passt zu unserer Strategie. Ein Verkauf steht nicht zur Diskussion und ist auch nicht beabsichtigt", sagte Upstream-Vorstand Johann Pleininger.

Für die rund 280 deutschen Tankstellen mit Schwerpunkt in Bayern gebe es insgesamt 40 Interessenten. Für eine Shortlist habe man nun den Datenraum geöffnet, sagte Elena Skvortsova, die seit Mitte Juni den Bereich Downstream Marketing & Trading leitet. Bis Ende des Jahres sollen die Angebote auf dem Tisch liegen und der Verkauf abgeschlossen werden.

Für den 51-Prozent-Anteil an der Gas Connect führe die OMV exklusive Verhandlungen mit dem Stromkonzern Verbund. Ein Angebot liege bereits am Tisch, in den nächsten Wochen werde weiter verhandelt, sagte Vorstandsmitglied Thomas Gangl, der für das Raffinerie- und Petrochemie-Geschäft verantworlich ist. Auch hier sei in diesem Jahr noch ein Abschluss geplant.

OMV hat im zweiten Quartal unter dem Preisverfall für Öl und Gas sowie einer schwächeren Nachfrage infolge der Corona-Pandemie gelitten. Der um Lagereffekte bereinigte Betriebsgewinn schrumpfte um 86 Prozent auf 145 Millionen Euro. Durch die Krise steuern will die OMV mit Hilfe von Einsparungen. Einerseits soll weniger für Investitionen ausgegeben werden, andererseits größere Projekte nach hinten verschoben werden. Der seit Jahren geplante Deal mit der russischen Gazprom zum Einstieg bei einem Teil des sibirischen Gasfeldes Achmimov wurde auf die lange Bank geschoben. Die einst exklusiven Verhandlungen wurden aufgekündigt und hinter den Kaufpreis ein Fragezeichen gesetzt. "Da Achimov Ende dieses Jahres oder spätestens im nächsten Jahr in Betrieb gehen wird, ändern sich auch die Konditionen und damit auch der Preis, den wir damals ausverhandelt haben", sagte Pleininger. Mit einem Abschluss der Verhandlungen rechnet der Manager dennoch bis Ende 2022.