PARIS (dpa-AFX) - Am französischen Telekommarkt sind am Montag Fusionsträume der Anleger wie Seifenblasen zerplatzt. Aus heiterem Himmel traf Investoren wie Analysten die Nachricht, dass Orange die Gespräche mit dem Mischkonzern Bouygues über dessen Telekomsparte beendet hat. Damit verbunden war die Hoffnung, dass es auch in der restlichen Branche zu einer Konsolidierung kommen könnte.

Zu Wochenbeginn nun entwich die Übernahmefantasie aus den Aktien französischer Telekomwerte. So fielen die Papiere von Orange als schwächster Wert im europäischen Leitindex EuroStoxx 50 um 4,51 Prozent auf 14,70 Euro. Abgeschlagenes Schlusslicht im CAC 40 waren die Anteilsscheine von Bouygues mit einem Minus von rund 15 Prozent. Sie waren zwischenzeitlich mit einem Abschlag von mehr als 18 Prozent auf den tiefsten Stand seit Anfang Januar 2015 abgerutscht.

Ähnlich deutlich nach unten ging es für die Aktien der Wettbewerber. So fielen die Anteilsscheine von Numericable-SFR und Iliad um gut 16 beziehungsweise knapp 14 Prozent. Für die Aktien der Numericable-SFR-Mutter Altice ging es um mehr als 13 Prozent nach unten. Auch europaweit waren Telekomwerte schlecht gelitten und büßten rund ein halbes Prozent ein.

'SCHLECHTER APRILSCHERZ'

Bouygues hatte sich seit Anfang Januar offiziell in Verkaufsgesprächen mit dem Branchenprimus Orange befunden. Nun jedoch entschied dessen Verwaltungsrat einstimmig, dass eine Vereinbarung über den Kauf des Geschäfts nicht erreicht worden sei.

Die Entscheidung traf Deutsche-Bank-Analystin Carola Bardelli unvorbereitet. Die Expertin vermutete nach eigenem Bekunden einen schlechten Aprilscherz und strich ihre Kaufempfehlung für die Aktien von Orange. Zuvor hatte Bardelli noch die Wahrscheinlichkeit für eine Konsolidierung in der Branche mit einem Wert von 70 bis 75 Prozent angesetzt, weil sich die Beteiligten positiv zu einem solchen Deal geäußert hätten.

Gleichwohl könne sie es immer noch nicht glauben, dass ein für alle Parteien wertsteigernder Deal nun nicht zustande komme, obwohl so viel Arbeitszeit darin investiert worden sei. Deshalb berücksichtigte sie in ihrem von 18,00 auf 16,70 gesenkten Kursziel eine Restwahrscheinlichkeit für eine Konsolidierung.

RÄTSELRATEN ÜBER GRÜNDE FÜR SCHEITERN

Über die Motive für den geplatzten Deal herrschte derweil Rätselraten. Anscheinend seien sich die Parteien nicht darüber einig geworden, wie hoch Bouygues Telecom zu bewerten sei und welchen Anteil an Orange Bouygues im Zuge des Deals erhalten sollte, schrieb Analystin Olivia Peters von der Privatbank Berenberg.

Nun sei wohl eine der letzten Chancen zur Konsolidierung der wettbewerbsintensiven französischen Telekombranche verspielt worden. Auch für die Kunden muss das nicht unbedingt gut sein, mahnte Peters: Die Investitionshürden seien angesichts der starken Konkurrenz hoch, schrieb sie mit Blick auf den Ausbau des Glasfasernetztes./la/das

Unternehmen im Artikel: ORANGE SA, BOUYGUES, ILIAD, ALTICE