MÜNCHEN (awp international) - Der Lichtkonzern Osram steht nach monatelangen Verhandlungen voraussichtlich vor der Übernahme durch Finanzinvestoren. Die Private-Equity-Häuser Bain und Carlyle wollen den kriselnden Konzern für rund 3,4 Milliarden Euro unter ihre Fittiche nehmen. Den Anteilseignern bieten sie seit Mittwochabend offiziell 35 Euro je Aktie. Bei Osram soll jetzt alles ganz schnell gehen. Der Aufsichtsrat treffe sich am späten Donnerstagnachmittag, um über die Offerte zu beraten und zu beschliessen, erfuhr die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX aus informierten Kreisen.

An der Börse wurden die Nachrichten mit Wohlwollen aufgenommen. Die Osram-Aktie legte am Morgen um 2,85 Prozent auf 33,17 Euro zu. Damit war sie zwar Spitzenreiter im MDax , doch ihr Kurs blieb noch unterhalb der Offerte von Bain und Carlyle. Schon am Vortag war er um 11,5 Prozent gestiegen, nachdem das geplante Übernahmeangebot bereits durch einen Medienbericht öffentlich geworden war.

Offiziell hatte Osram den Eingang der verbindlichen Übernahmeofferte erst am Mittwochabend nach Börsenschluss bestätigt und eine baldige Entscheidung der zuständigen Gremien angekündigt.

Dass Osram mit den Finanzinvestoren über eine mögliche Übernahme spricht, hatte das Münchner Unternehmen bereits im Februar bestätigt. Zwischenzeitlich waren jedoch Gerüchte aufgekommen, nach denen die Finanzierung des Deals durch die Banken wackle - auch wegen der zuletzt schwachen Geschäftsentwicklung bei dem Lichtkonzern.

So hatte die Osram-Führung um Vorstandschef Olaf Berlien ihre Jahresziele im März zusammengestrichen, nachdem sie ihre Prognosen bereits im vorigen Geschäftsjahr zweimal hatte kassieren müssen. Bereits da hatten Marktbeobachter darüber spekuliert, dass sich Bain und Carlyle nach der dritten Gewinnwarnung binnen eines Jahres zurückziehen könnten, da sich eine Übernahme für sie weniger rentieren würde.

Die schwachen Geschäftszahlen drückten auch den Aktienkurs von Osram nach unten. Hatte er Anfang 2018 mit 79,58 Euro noch ein Rekordhoch erreicht, sind die Papiere nun nicht einmal mehr halb so viel wert. Selbst seit dem Jahreswechsel ging es für sie um mehr als zwölf Prozent abwärts - obwohl die Aussicht auf eine Übernahmeofferte den Kurs noch gestützt haben dürfte.

Der ehemaligen Siemens-Tochter Osram macht die Schwäche in der Autoindustrie sowie im Smartphone-Markt zu schaffen. Die konjunkturelle Abkühlung in China lässt die Lagerbestände wachsen, weswegen die Kunden mit neuen Bestellungen zögern. Besonders betroffen ist die LED-Sparte Opto Semiconductors, die unter einer erheblichen Unterauslastung ihrer Produktionsanlagen leidet.

Zuletzt gelang es Osram, einen Käufer für sein schwächelndes Leuchtengeschäft zu finden. Die Problemsparte Siteco, die Beleuchtung für Bürogebäude, Fabriken und Strassen anbietet, geht für einen geheimen Kaufpreis an die Beteiligungsgesellschaft Stern Stewart Capital./stw/stk/jha/