Am Preis von 4,6 Milliarden Euro, den AMS für das Traditionsunternehmen bietet, und an den Zugeständnissen ändert sich dabei nichts, wie beide Unternehmen am Freitagabend mitteilten. Doch der Osram-Vorstand um Olaf Berlien steht der neuen Offerte nun weit wohlwollender gegenüber als beim ersten, gescheiterten Anlauf. Denn die Hoffnung auf eine Übernahme durch die Finanzinvestoren Bain Capital und Advent, die Osram dem AMS-Angebot vorgezogen hätte, ist zerstoben. Sie teilten dem Konzern mit, "derzeit" von einer Übernahme abzusehen. Allein aus der Krise zu kommen, wäre für Osram äußerst schwer.

"Wir haben in den vergangenen Tagen konstruktive Gespräche mit AMS über die Rahmenbedingungen für ein neues Übernahmeangebot geführt", erklärte Berlien. Er hatte AMS-Chef Alexander Everke nach dem Scheitern zu Gesprächen über mögliche Kooperationen eingeladen, nachdem die Österreicher mit knapp 20 Prozent nun der größte Aktionär sind. "Der Vorstand begrüßt die erzielten Fortschritte und ist zuversichtlich, dass sich beide Seiten auf ein zukunftsfähiges strategisches Konzept verständigen werden", erklärte Osram. Ende Oktober will AMS die Offerte offiziell vorgelegen, dann haben die Osram-Aktionäre noch einmal vier Wochen Zeit, sie anzunehmen.

Weitergehende Standort- und Arbeitsplatz-Garantien hat AMS-Chef Everke allerdings bisher nicht gemacht. Die Gewerkschaft IG Metall hatte massiv Front gegen die Übernahme gemacht, weil sie de facto eine Zerschlagung von Osram befürchtete. Die Kooperationsvereinbarung mit Osram solle "aktualisiert" werden, erklärte AMS. "Wir begrüßen die fruchtbaren Gespräche mit dem Management und dem Aufsichtsrat von Osram und sehen der Zusammenarbeit mit dem derzeitigen Osram-Vorstand positiv entgegen, um unsere strategische Vision umzusetzen", sagte der AMS-Chef.

An dem Übernahmeangebot der Österreicher hat sich nur die Mindestannahmeschwelle geändert: 55 Prozent - einschließlich der in den vergangenen Wochen schon am Markt zusammengekauften knapp 20 Prozent - reichen AMS nun, um die Offerte als erfolgreich zu betrachten. Vor zwei Wochen waren sie mit einer Annahmequote von 51,6 Prozent an der selbst gesteckten Hürde von 62,5 Prozent gescheitert. Ziel bleibt trotzdem am Ende eine Beteiligung von 75 Prozent, mit der AMS - und die Gläubigerbanken - Durchgriff auf den dreimal so großen Münchner Konzern hätten. AMS hat von drei Banken 4,4 Milliarden Euro für den Kauf von Osram zugesagt bekommen. 1,6 Milliarden davon sollen später durch eine Kapitalerhöhung abgelöst werden.

DIE ANGST IST WEG

Beim ersten Anlauf hatte AMS aus Angst vor einem höheren Gegenangebot von Bain und Advent die eigene Offerte kurz vor knapp um 2,50 Euro auf 41 Euro geschraubt, ohne die Angebotsfrist zu verlängern. Vor allem für viele Kleinaktionäre war die Zeit zu kurz, um darauf zu reagieren - ein Grund für das Scheitern. Mit dem Kauf von fast einem Fünftel der Osram-Aktien schlugen die Österreicher aber die Finanzinvestoren aus dem Feld, die keine Chance auf eine eigene 75-Prozent-Mehrheit mehr sehen. Das Konsortium sehe momentan keinen Erfolg versprechenden Weg, ein Angebot zu unterbreiten, und werde die Prüfung der Osram-Bücher daher nicht weiterführen, erklärten Bain und Advent in einem Brief an den Münchner Konzern.

Die Osram-Aktionäre schöpften am Freitag neue Hoffnung auf einen lukrativen Verkauf ihrer Aktien. Im Xetra-Handel stiegen die Papiere um drei Prozent auf 40,15 Euro. AMS brachen an der Schweizer Börse dagegen um 4,6 Prozent ein.