(Neu: Mehr Details zu Buchverlag und Bertelsmann)

LONDON/GÜTERSLOH (dpa-AFX) - Der britische Bildungsverlag Pearson will sich von seinem Anteil an der weltgrößten Buchverlagsgruppe Penguin Random House trennen. Die operativen Gewinnziele für 2018 seien angesichts dieses Schritts und des herausfordernden und unsicheren Marktumfeldes hinfällig, teilte der unter Spardruck leidende Konzern am Mittwoch in London mit. Insbesondere das Geschäft mit Lehrbüchern in den USA laufe schwächer als erwartet. Die Pearson-Aktie brach im frühen Handel um 20 Prozent ein.

Bertelsmann hält mit 53 Prozent die restlichen Anteile an dem Gemeinschaftsunternehmen Penguin Random House. Die Gütersloher zeigten sich für eine Aufstockung ihres Anteils offen, wenn die wirtschaftlichen Konditionen angemessen seien. "Das Buchverlagsgeschäft ist für Bertelsmann seit mehr als 180 Jahren identitätsstiftend, es ist unser ältestes Kerngeschäft", sagte Konzern-Chef Thomas Rabe. Strategisch würde Bertelsmann so nicht nur das Geschäft mit Inhalten stärken, sondern auch die Präsenz in den USA.

Penguin Random House umfasst den Angaben zufolge rund 250 redaktionell unabhängige Einzelverlage auf fünf Kontinenten, die jährlich mehr als 15 000 Bücher veröffentlichen und 2015 einen Umsatz von 3,7 Milliarden Euro erwirtschafteten. Dank der "hervorragenden Partnerschaft" mit Pearson habe sich Penguin Random House zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt, erklärte Bertelsmann.

Pearson hatte nach der Trennung von der Wirtschaftszeitung "Financial Times" den Rotstift im Buchgeschäft im vergangenen Jahr angesetzt und tausende Stellen gestrichen. Mit radikaleren Schritten solle nun die Wende zu digitalen Modellen beschleunigt werden, erklärte Konzernchef John Fallon. Für 2016 erwartet er einen bereinigten operativen Gewinn von 630 Millionen Pfund (726,4 Mio Euro). Je Aktie läge der bereinigte Gewinn bei 57 Pence. Für 2017 kündigte der Manager einen um Sondereffekte bereinigten operativen Gewinn von 570 bis 630 Millionen Pfund an. Der bereinigte Gewinn je Aktie soll auf 48,5 bis 55,5 Pence sinken.

Autoren von Penguin Random House mit Sitz in New York sind etwa John Grisham, Ken Follet und Paula Hawkins. Die Verlagsgruppe Random House in Deutschland ist nicht Bestandteil, sie gehört bereits vollständig zum Bertelsmann-Konzern, der 2015 mit 117 000 Mitarbeitern einen Umsatz von 17,1 Milliarden Euro erzielte.

In einem Interview im Bertelsmann-Intranet betont Rabe, dass New York weiterhin die Zentrale des weltweiten Buchgeschäftes bleiben werde. "Und wir werden alles tun, um dieses Geschäft zu weiterem Wachstum zu führen - das gilt in jeder nur denkbaren neuen Gesellschafterstruktur", schrieb er an die Mitarbeiter.

Zu Bertelsmann mit Sitz in Ostwestfalen zählen neben dem Buchverlagsgeschäft Europas größte Fernsehgruppe RTL , der Hamburger Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr, der Dienstleister Arvato sowie eine Musikrechte-, Bildungs- und Investitions-Gruppe./jha/lic/she/stb