Genf (awp) - Die auf Industrieunternehmen spezialisierte Beteiligungsgesellschaft Perrot Duval trennt sich definitiv von der Infranor-Gruppe. Nachdem der chinesische Industriekonzern Guangzhou Haozhi Industrial (Haozhi) im Januar ein Kaufangebot unterbreitet hatte, ist der Vertrag nun unterschrieben.

Demnach übernimmt Haozhi die Infranor-Gruppe inklusive ihrer elf Tochtergesellschaften und der Bleu-Indim SA, wie Perrot Duval am Donnerstag mitteilte. Der Nettowert der Transaktion nach Abzug der Schulden von Infranor liegt bei 33,7 Millionen Franken.

Der Preis liegt damit innerhalb der im Januar bekanntgegebenen Bandbreite von 30 bis 35 Millionen. Die vertiefte Buchprüfung, die so genannte Due Diligence, ist damit für die Chinesen offenbar zur Zufriedenheit ausgefallen.

Placet der Behörden noch ausstehend

Die Generalversammlungen von Perrot Duval und Haozhi müssen beide die Transaktion noch gutheissen, ebenso die Behörden und die Börse in China. Derzeit wird zudem abgeklärt, ob die Genehmigungen anderer Behörden in den betroffenen Märkten erforderlich sind. Der Abschluss der Transaktion ist für die ersten Tage des Monats August 2019 geplant.

Der Deal steht gemäss Angaben vom Januar von Perrot Duval im Einklang mit den Entwicklungsszenarien, die der Verwaltungsrat in den letzten zwei Jahren entwickelt hatte. Das Geschäft wäre zudem finanziell "sehr vorteilhaft", hiess es damals.

Perrot Duval sieht "industrielle Logik"

Über den finanziellen Aspekt hinaus würde der Verkauf an Guangzhou Haozhi ausserdem aus einer industriellen Logik heraus Sinn ergeben. Zwar habe das Unternehmen bisher eine starke Präsenz in Europa und Nordamerika. Doch habe die in der Bewegungsautomation tätige Infranor-Gruppe bisher Schwierigkeiten gehabt, sich auf dem chinesischen Markt zu etablieren. Mit dem chinesischen Partner könnte Infranor ihre Position in China beträchtlich verbessern, gab man sich bei Perrot Duval überzeugt.

Die Infranor Gruppe ist auf industrielle Automatisierung und neuerdings auch auf industrielle Robotik ausgelegt und hat 2017/18 einen Umsatz von 40 Millionen Franken erzielt. Die Entwicklung und Produktion von Servomotoren, Servoreglern und numerischen Steuerungen findet in Spanien, Frankreich, China und der Schweiz statt. Verkauft werden die Produkte von Vertriebsgesellschaften und unabhängigen Vertretungen.

Guangzhou Haozhi ist auf die Entwicklung, Produktion, den Vertrieb und Service von hochpräzisen Mechatronikprodukten und -Dienstleistungen spezialisiert, die der Integration von Steuerungs- und Kontrollfunktionen dienen. Die Gruppe ist seit 2016 an der Börse Shenzen GEM Stock Exchange kotiert.

Aktie steigt um 39 Prozent

Die normalerweise kaum gehandelte Perrot Duval-Aktie reagiert am Donnerstagmorgen mit einem weiteren Kurssprung auf die Nachricht. Gegen 10 Uhr notiert sie bei 100 Franken und damit rund 39 Prozent über dem Schlusskurs vom Mittwoch. Bereits bei der Ankündigung der chinesischen Kaufofferte im Januar war die Aktie um rund 40 Prozent angestiegen.

Gehandelt wurden in der ersten Handelsstunde am Donnerstag bereits 4'444 Titel. Der durchschnittliche Tagesumsatz in den letzten Wochen hatte bei gerademal einem Titel gelegen.

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