Basel (awp) - Die beiden Pharmakonzerne Roche und Novartis haben den Krebs-Fachkongress Esmo genutzt, um über den neusten Stand ihrer Forschungspipeline zu berichten. Insgesamt fallen die Urteile tendenziell zwar positiv aus, als wirklich bahnbrechend werden die Ergebnisse aber nicht erachtet.

Zu den wichtigsten Ergebnissen zählen jene aus Roches IMpassion-130-Studie. Schon im Juli hatte Roche bekannt gegeben, dass dabei das Immuntherapeutikum Tecentriq (Atezolizumab) in Kombination mit der Chemotherapie Abraxane die Chancen verbessert habe, dass die Krankheit bei Patienten mit einem bestimmten Brustkrebs nicht voranschreitet.

Wie die detaillierten Ergebnisse nun zeigen, war diese Kombination vor allem bei jenen Patienten wirksam, die eine hohe Expression des PD-L1-Biomarkers aufweisen. Behandelt wurden Patienten mit metastasierendem, lokal fortgeschrittenem dreifach negativem Brustkrebs, einer bisher unterversorgten, aber besonders aggressiven Krebsform.

Zudem hat Roche noch ein Update zu einer Studie für eine Kombinationstherapie von Tecentriq und Avastin bei fortgeschrittenem oder metastasierendem Leberzellkarzinom (HCC) gegeben. Für diese Therapie hatte Roche kürzlich von der US-Gesundheitsbehörde FDA den Status Therapiedurchbruch (Breakthrough Therapy Designation) erhalten.

Auch zum Prüfmedikament Entrectinib hat der Konzern im Laufe des Wochenendes neue Erkenntnisse präsentiert. Dabei habe Entrectinib bei der untersuchten Tumorart (Tumore mit NTRK-Fusionen) in mehr als der Hälfte der Fälle (57,4%) zu einer Verkleinerung des Tumors geführt.

Novartis wiederum hat an dem Kongress Detaildaten zur Phase-III-Studie Solar-1 vorgelegt. Schon im August hatte das Unternehmen vermeldet, es habe mit dem Wirkstoffkandidaten Alpelisib (BYL719) zur Behandlung einer bestimmten Form von Brustkrebs positive Ergebnisse erzielt. Dabei stand vor allem Brustkrebs mit einer PIK3CA-Mutation im Fokus.

Analysten sehen auch Schwachpunkte

Insgesamt fallen die Reaktionen der Analysten zwar wohlwollend aus, für beide Unternehmen sehen sie aber auch Schwachpunkte. So heben sie etwa mit Blick auf Roches IMpassion-Studie hervor, dass die Kombination vor allem bei Patienten mit einer starken PD-L1-Expression wirksam war. Gleichzeitig biete Roche damit einen neuen Behandlungsansatz in dieser bislang unterversorgten Indikation.

Was die Ergebnisse zur Behandlung von Leberkrebs betrifft, heisst es etwa bei JPMorgan, dass die guten Daten hier mit den weniger überzeugenden im Bereich Nierenkrebs aufgewogen werden müssten.

Bei Novartis wiederum betonen die Experten wie etwa Stefan Schneider von Vontobel, dass die Daten zu Alpelisib zwar gut seien, allerdings würfen die Nebenwirkungen Fragen auf.

An der Börse fallen beide Aktien in einem insgesamt knapp freundlichen Umfeld am Montagvormittag zurück. Die Genussscheine von Roche geben um 0,7 Prozent nach, die von Novartis um 0,4 Prozent.

hr/rw