Basel (awp) - Roche macht zum Jahresende hin nochmals Tempo. Gleich zwei Studien haben ihre jeweiligen Ziele erreicht, wie der Konzern am Montag mitteilte. So hat sich Gazyva in einer Phase-II-Studie bei einem bestimmten Nierenleiden als wirksam erwiesen und auch der Kandidat Risdiplam hat bei Patienten mit dem erblichen Muskelschwund SMA Typ 2 oder 3 zu einer Verbesserung geführt.

In der "Nobility"-Studie zeigte sich Gazyva in Kombination mit der Standardtherapie wirksamer als die Standardtherapie alleine. Allerdings hatte die Roche-Tochter Genentech bereits im Juni gemeldet, dass die Studie erfolgreich verlaufen war. Daraufhin erteilte die US-Arzneimittelbehörde FDA im September dem Mittel den Status "Therapiedurchbruch" (Breakthrough Therapy Designation). Nun werde man in den nächsten Monaten noch eine zulassungsrelevante Phase-III-Studie aufgleisen, teilte der Pharmakonzern mit.

Eine positive Überraschung ist aber auch die Sunfish-Studie. Sie hat den Einsatz von Risdiplam bei Patienten im Alter von 2 bis 25 Jahren getestet, die an SMA des Typs 2 oder 3 leiden. Dabei hat die Behandlung mit dem Roche-Mittel zu einer statistisch signifikanten Verbesserung in der gesamten Studienpopulation geführt.

Der Muskelschwund SMA (spinale muskuläre Atrophie) ist eine seltene genetische neuromuskuläre Erkrankung. Sie betrifft den Teil des Nervensystems, der die willkürliche Muskelbewegung kontrolliert. Patienten, die an SMA Typ 2 leiden, können nie ohne Unterstützung laufen und brauchen häufig einen Rollstuhl. SMA Typ 3 wiederum ist die relativ milde Form der SMA.

SMA gilt als eine seltene Erkrankung. Bislang gibt es zwei Unternehmen, die Behandlungen anbieten. Eines davon ist Novartis, die mit ihrer Genersatztherapie Zolgensma in den USA bereits zugelassen sind.

Analysten kommentierten zunächst die Gazyva-Daten. So heisst es bei der Credit Suisse, das bereits zugelassene Krebsmittel habe sich zunehmend in anderen Indikationen wie etwa dem Nierenleiden Lupus-Nephritis als wirksam erwiesen. Diese Indikation verspreche attraktive Margen und Roche könne hier auf seine bereits existierende Infrastruktur im Vertrieb setzen.

Bei der UBS schreibt Analyst Michael Leuchten, die Daten erfüllten die Erwartungen. Er habe erst vor wenigen Tagen einen Report veröffentlicht, in dem er Erfolge mit Gazyva bei Lupus-Nephritis als eines der Schlüsselargumente für seine Kaufempfehlung genannt hatte. Insgesamt setze sich Gazyva damit positiv von anderen Kandidaten ab.

Die Zürcher Kantonalbank wertet die Nachrichten zu beiden Medikamenten als insgesamt positiv. Risdiplam werde wohl frühestens im Sommer 2020 das erste grosse Produkt aus der Neurologie-Pipeline von Roche sein, heisst es dort.

Der Roche-Bon verzeichnet um 09.40 Uhr ein Plus von 0,3 Prozent und steht bei 298,35 Franken, dies in einem leicht positiven Gesamtmarkt.

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